WALDSASSEN. (obx) - Klöster und ihr Wirken neu im Blick: Der Orden der Zisterzienser hat seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert Spuren in den Landschaften hinterlassen. Von Burgund aus ließen sich die Zisterzienser in ganz Europa nieder, errichteten Klöster in der Einsamkeit sumpfiger Täler, kultivierten und besiedelten Land. Die Klosterlandschaften weisen noch heute viele Merkmale auf, die an den Einfluss der Mönche erinnern. Eine der Regionen, die die Zisterzienser nachhaltig prägten, ist das ostbayerische Stiftland in der bayerisch-böhmischen Grenze - mit dem Kloster Waldsassen, das einst religiöser und kultureller Mittelpunkt der gesamten Region war.
Das Projekt "Cisterscapes - Cistercian Landscapes connecting Europe", "Zisterziensische Landschaften verbinden Europa", war das erste multinationale Antragsverfahren auf das Europäische Kulturerbe-Siegel. Partner aus insgesamt fünf europäischen Staaten, neben Deutschland sind das Österreich, Polen, Tschechien und Slowenien, sollen die Einheit der Zisterzienser in der Vielfalt ihres Wirkens darstellen. Dabei geht es darum, wie die landschaftsprägenden Arbeiten und die Vernetzung der Zisterzienser einen Einfluss auf die europäische Geschichte genommen haben. Die Europäische Kommission bestätigt mit der Auszeichnung die herausragende Rolle der Zisterzienser für die Europäische Integration, heißt es in der Mitteilung zur offiziellen Verleihung des Siegels im belgischen Antwerpen.
Ein "Weg der Zisterzienser" ist das Ziel des transnationalen LEADER Kooperationsprojekts zur Bewerbung um das länderübergreifende Europäische Kulturerbe-Siegel von 17 Zisterzienserklöstern in fünf Ländern. Er soll als Wegenetz mit einer Länge von rund 6.400 Kilometern die Klosterlandschaften auf europäischen Fernwanderwegen von Ost nach West verbinden und damit die Wege der Zisterzienseräbte im Mittelalter nachzeichnen, die einmal jährlich ins burgundische Cîteaux, ihr Mutterkloster, zum Generalkapitel reisten.
Zisterziensische Klosterlandschaften zeugen noch heute von der Beteiligung des bedeutendsten mittelalterlichen Ordens bei der Schaffung des heutigen Europas, heißt es von den Initiatoren. Die europaweit einheitliche Siedlungsweise und Landschaftsnutzung der Zisterzienser soll deshalb europäisches Kulturerbe werden.
"Mit dem ‚Weg der Zisterzienser‘ lassen wir dieses Kulturerbe lebendig werden," sagt beispielsweise der Bamberger Landrat Johann Kalb, der in diesem Projekt auch die Möglichkeit sieht, regionale Produkte und den Tourismus zu fördern. Noch heute besonders interessant sind die "Außenstationen" der Klöster in der Landschaft, die sogenannten Grangien, die als hochspezialisierte Produktionsstätten in Eigenbetrieb nicht nur das Kloster versorgten, sondern mit ihren Überschüssen für Handelsware wie Wein, Getreide, Holz oder Obst sorgten. Im Barock wurden sie häufig zu stattlichen Amtssitzen des Klosters ausgebaut.
Der "Weg der Zisterzienser" soll dieses oft unbekannte, versteckte Erbe erwanderbar machen. Auf den Spuren der Handels- und Reiserouten durchquert der "Weg der Zisterzienser" Europa und folgt nicht nur der Tradition der Äbte auf dem beschwerlichen Weg nach Cîteaux, sondern zeigt auch die Verbindungen der Klöster untereinander auf. Die Zisterzienser legten so ein Netz von Klöstern, Wirtschafts- und Stadthöfen und Wegen über Europa - ein Netz, das zur Transportstrecke von Spiritualität und Kunst, aber vor allem von technischen und landwirtschaftlichen Innovationen wurde.
Mehr Informationen: www.cisterscapes.euhttp://www.cisterscapes.eu