Lebensraum Goldene Straße: Wie drei Regionen gemeinsam Kulturgeschichte schreiben

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NORDOBERPFALZ. (obx) - Eine Straße, drei Regionen, 90.000 Menschen - und ein Ziel: die Zukunft kreativ gestalten. Was auf der historischen Handelsroute einst Kaufleute verband, soll jetzt Kultur, Gemeinschaft und Identität stärken. Ein Bündnis aus dem Landkreis Tirschenreuth und angrenzenden ILE-Regionen im Osten Bayerns hat sich mit seinem Projekt "Lebensraum Goldene Straße" einen Platz in einem der ambitioniertesten Bundesförderprogramme gesichert - und damit 1,5 Millionen Euro für Kultur im ländlichen Raum.

Es war ein stiller Triumph, der vergangene Woche auf der Burg Falkenberg gefeiert wurde. Zwischen alten Mauern und weitem Blick in die hügelige Landschaft nördlich von Tirschenreuth trafen sich die Köpfe hinter einem Projekt, das Kulturgeschichte weiterschreibt - und Zukunft gestalten will. "Lebensraum Goldene Straße" heißt das Vorhaben, mit dem sich die Region gegen Bewerbungen aus ganz Deutschland durchgesetzt hat. Und das mit voller Wucht: Als eine von nur 30 Regionen wird die nördliche Oberpfalz bis 2030 im Rahmen des Bundesprogramms "Aller.Land - zusammen gestalten. Strukturen stärken." gefördert.

"Die Goldene Straße war schon immer ein Band zwischen Orten und Menschen. Jetzt wird sie zum kulturellen Rückgrat einer ganzen Region", sagt Alfred Wolf, Vorsitzender des Vereins Via Carolina - Goldene Straße e.V. Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus der AOVE (Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach), dem IKOM Stiftland und dem Naturparkland Oberpfälzer Wald hat er die Idee mitentwickelt, eingereicht und nun auch durchgebracht.

Es geht um mehr als Kunst und Veranstaltungen. Es geht um Begegnung, Teilhabe, um neue Orte für Gemeinschaft. In leerstehenden Gebäuden könnten künftig Kulturtreffpunkte entstehen, gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern sollen Menschen in der Region sich mit ihrer Heimat, mit Vergangenheit und Zukunft beschäftigen. "Wir möchten Erinnerungsarbeit, Visionen und den Alltag zusammenbringen", sagt Katja Stiegler, Geschäftsführerin der ILE AOVE.

Das Projekt lebt von einem breiten Bündnis. Mit dabei sind 30 Kommunen aus drei ILE-Zusammenschlüssen - von Hahnbach über Tirschenreuth bis Neustadt an der Waldnaab. Gemeinsam vertreten sie rund 90.000 Bürgerinnen und Bürger. Bürgermeister Bernhard Lindner aus Hahnbach, zugleich Sprecher der AOVE, sieht darin großes Potenzial: "Diese Zusammenarbeit schafft neue Stärken für die Zukunft. Und die Goldene Straße bringt uns zusammen - über Grenzen hinweg."

Auch Landrat Roland Grillmeier zeigt sich begeistert: "Dass unser Landkreis Tirschenreuth als eine von nur 30 Regionen bundesweit ausgewählt wurde, ist ein starkes Zeichen für die kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung unserer Heimat." Für ihn steht fest: Das Projekt ist ein sichtbares Symbol für Zusammenhalt - und ein kulturelles Kraftzentrum inmitten der ländlichen Oberpfalz.

Rund 1,35 Millionen Euro fließen bis 2030 vom Bund in die Region - zusätzlich stellt der Freistaat Bayern 150.000 Euro bereit. Mit dem Geld werden nicht nur Projekte realisiert, sondern auch eine dauerhafte Struktur geschaffen. Ein eigenes Regionalbüro wird aufgebaut, ein Regionales Gremium aus staatlichen und zivilgesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern wird die Entwicklung strategisch begleiten.

Robert Lindner, Vorsitzender des Naturparklands Oberpfälzer Wald e.V., sieht darin große Chancen: "Wir wollen Kulturakteure und Interessierte zusammenbringen. Das Projekt bietet enorme Möglichkeiten für neue Formate, neue Kontakte und für die Gestaltung unserer Heimat." Ein Satz, den auch Willi Perzl, ehemaliger Abteilungsleiter beim Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz, unterschreiben würde - das Amt begleitet das Projekt organisatorisch und übernimmt die Mittelweiterleitung.

Ein weiterer wichtiger Baustein: Die Bayerische Verwaltung für Ländliche Entwicklung übernimmt den geforderten Eigenanteil von zehn Prozent. So werden Kommunen und Landkreis finanziell entlastet - und der Weg frei für kreative Energie.

Wie viel Kraft von dieser kulturellen Wiederbelebung ausgehen kann, zeigte sich schon beim ersten Partner-Treffen auf der Burg Falkenberg. Ideen wurden gesammelt, Arbeitsgruppen geplant, erste Netzwerke geknüpft. "Viele neue Kontakte sind entstanden, viele bestehende Verbindungen wurden gestärkt", sagt Katja Stiegler.

"Lebensraum Goldene Straße" - das ist nicht nur ein Projektname. Es ist ein Versprechen: an die Vergangenheit der Region, an ihre Gegenwart und vor allem an ihre Zukunft. Es ist der Versuch, auf alten Wegen neue Räume zu öffnen - für Ideen, für Austausch, für das gute Leben auf dem Land. Und es ist der Beweis, dass man manchmal über Grenzen hinwegdenken muss, um zu zeigen, wie viel in einer Region steckt.

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Große Freude vor der Burg Falkenberg: (v.l.) Alfred Wolf (Vorsitzender des Vereins Via Carolina - Goldene Straße e.V.), Robert Lindner (Vorsitzender ILE Naturparkland Oberpfälzer Wald e.V. im Landkreis Neustadt/WN), der Landrat des Landkreises Tirschenreuth Roland Grillmeier, Isabel Sommerer (Projektmanagerin Kreisentwicklung Landkreis Tirschenreuth), Bernhard Lindner (Vorsitzender ILE AOVE Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach), Katja Stiegler (Geschäftsführerin ILE AOVE Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach), Kurt Hillinger (Behördenleiter ALE Oberpfalz), Willi Perzl (früherer Abteilungsleiter ALE Oberpfalz) und Bernd Sommer (Vorsitzender ILE IKOM Stiftland). Foto: obx-news/HeimatUnternehmen NordOberpfalz