Die Earth Night setzt ein Zeichen gegen die Lichtverschmutzung

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OBERPFALZ. Als im September dieses Jahres in zwei Städten in der Oberpfalz die Lichter ausgingen, handelte es sich dabei weder um eine Störung noch um eine Übung für den Ernstfall. Ganz im Gegenteil, Regensburg und Roding nahmen an der Aktion Earth Night teil und setzten ein Zeichen. Sie schalteten absichtlich für eine Nacht die Beleuchtung der Stadt aus.

In Zusammenarbeit mit Ramune Jagelaviciute

Die Aktion Earth Night fand dieses Jahr schon zum zweiten Mal in zahlreichen Städten in Deutschland und Österreich statt. Dabei soll die Dunkelheit auf die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Mensch und Tier aufmerksam machen. Schließlich hat Licht, wenn es rund um die Uhr brennt, einen massiven negativen Einfluss auf die Umwelt. Daher gilt es, Lösungen zu schaffen, die dem entgegenwirken.

Ein eigener Leitfaden gibt Orientierung

Der richtige Einsatz von Energie in der Nacht hat in den letzten Jahren zahlreiche interessante Projekte hervorgebracht. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, das Bundesamt für Naturschutz und die Universität Münster haben dazu sogar einen eigenen Leitfaden herausgebracht. Mehr und mehr Menschen beginnen, sich für das Thema zu interessieren. Das gilt für öffentliche Institutionen ebenso wie für die Wirtschaft.

Diese schenkt in den letzten Jahren verstärkt dem Umweltschutz Aufmerksamkeit und setzt nun ihre Innovationskraft dazu ein, praktikable Lösungen zu entwickeln. Ein wesentlicher Ausgangspunkt für diese Entwicklung war die Gründung der Initiative „Tag der Erde“. Dieser fand erstmals im Jahr 1970 statt. Damals gingen in den USA mehrere Millionen Amerikaner auf die Straße, um sich für den Umweltschutz einzusetzen. Heute gilt der Aktionstag als größter westlicher Feiertag, der in 192 Ländern der Erde mit Aktionen und Veranstaltungen begangen wird.

Zentrale Themen am 20. April jedes Jahres sind nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch die Vermeidung von Kunststoffverschmutzung und der Artenschutz. So wie zahlreiche Unternehmen und Institutionen haben sich die Städte in der Oberpfalz den Themenbereichen angenommen und setzen ein Zeichen für die Vermeidung von Lichtverschmutzung. Während der Earth Night gingen in Regensburg und Roding die Lichter aus.

Spannungsverhältnis zwischen Sicherheit und Umweltschutz

Doch gerade die Städte befinden sich bei der Vermeidung von Lichtverschmutzung in einem gewissen Zwiespalt. Schließlich sind die Stadtväter auch für die Sicherheit ihrer Bürger verantwortlich. Damit es in der Nacht nicht zu Unfällen kommt, ist eine entsprechende Beleuchtung notwendig.

Gerade die Straßenlaternen sind für das Sicherheitsgefühl der Bürger essenziell. Gleichzeitig spricht derzeit noch eine gesetzliche Verpflichtung gegen die längerfristige Abschaltung der Beleuchtung. Schließlich müssen die Straßenlaternen aus rechtlichen Gründen auch nachts eingeschaltet werden. Doch neue Technologien können mithelfen, den Stromverbrauch zu senken und die Lichtverschmutzung zu reduzieren. So arbeitet beispielsweise die Stadt Stuttgart gerade an einem Projekt, das in den nächsten Jahren den Tausch aller Beleuchtungskörper der Straßenlaternen vorsieht. Die Installation der falschen Masten führte dabei vor kurzem jedoch ungewollt zu Dunkelheit.

Eine gute Balance ist gefragt

Es gilt daher, eine gute Balance zwischen Sicherheit und Energieeffizienz zu finden. Dazu bekannte sich auch die Bürgermeisterin von Roding im Landkreis Cham. Sie ließ daher das Rathaus und den Kirchturm von Roding während der Earth Night unbeleuchtet. Der Stadtrat beschäftigt sich bereits länger mit dem Thema und sucht einen Ausgleich zwischen den Interessen zu finden. Schließlich ist bekannt, dass die intensive Lichteinstrahlung nicht nur dem menschlichen Körper, sondern auch den Tieren und dabei vor allem den Insekten schadet.

Die Diskussion hat bereits dazu geführt, dass die Stadt an mehreren Stellen auf andere Lampen mit anderen Lichtfarben umgestellt hat. Ein Projekt, das Bewegungsmelder installiert und so die Strahlung je nach Bedarf steuert, ist ebenfalls in Überlegung. Bei Umsetzung würden die entsprechenden Plätze nur dann in hellem Licht erstrahlen, wenn dies nötig sei.

 

Regensburg bot ein Rahmenprogramm

In Regensburg ging man bei der Earth Night ebenfalls konsequent vor. Dort schalteten die Verantwortlichen die Beleuchtung von Parkplätzen, Denkmälern, Kirchen und zahlreichen städtischen und touristischen Anlagen ab. Gleichzeitig bot die Stadt allen Interessierten ein Rahmenprogramm. Dieses umfasste die Ausstellung von Astrofotografie und einen Besuch der Sternwarte. Dort ließen sich die Auswirkungen einer dunklen Nacht am besten bestaunen.

Regensburg beschäftigt sich bereits seit langem mit dem Thema Energie und Fotovoltaik. Seit einiger Zeit können sich die Bürger in einem eigenen Ratgeber darüber informieren, wie sie selbst Strom erzeugen, Geld sparen und die Umwelt schützen können. Die Earth Night ist eine Weiterentwicklung der Earth Hour, die jedes Jahres im März stattfindet. Die Aktion wurde ursprünglich von der Initiative „Paten der Nacht“ ins Leben gerufen und soll die Auswirkungen der Lichtverschmutzung bewusst machen. Die beiden Städte in der Oberpfalz haben jedenfalls nachdrücklich demonstriert, dass ihnen das Thema am Herzen liegt.

 

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Foto: © Rieger Tomas - stock.adobe.com