Eine Sexrevolution aus Niederbayern

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METTEN. (obx) - Es ist das mehr als 1.200 Jahre alte Benediktinerkloster, das der beschaulichen niederbayerischen Gemeinde Metten (Landkreis Deggendorf) in der Vergangenheit zu Weltruhm verholfen hat. Das ändert sich gerade: Eine durch und durch 'unkeusche' Innovation aus der Klosterkommune mit der großen Geschichte erobert gerade die Schlafzimmer rund um den Globus:

 

Binnen kürzester Zeit verkaufte sich der 'Womanizer', ein keiner Helfer, der Frauen mit 98-prozentiger Garantie zum Orgasmus führt, weltweit rund eine Million Mal. Erfunden haben ihn Michael und Brigitte Lenke in einem Mettener Einfamilienhaus.

 

Offiziell fällt die von Niederbayern ausgehende Erotikrevolution zwar in die Kategorie der 'Sex-Spielzeuge'. Dabei ging es ihren Createuren von Anfang an um viel mehr: einen Weg zu eröffnen, mit dem Frauen beim Sex Befriedigung finden können, erinnert sich Michael Lenke. In der Tat belegen viele internationale Studien, dass viele Frauen beim Sex nicht zum Höhepunkt kommen: Bei einer von Durex in Auftrag gegebenen repräsentativen Erhebung sagten zwei von drei Frauen in Deutschland, sie würden nicht immer einen Orgasmus haben. Im internationalen Vergleich klagen vor allem asiatische Frauen über ihre Sex-Erfahrungen: Nur 8 Prozent der Studienteilnehmerinnen in Hongkong gaben an, beim Geschlechtsverkehr immer einen Orgasmus zu bekommen. In Japan sind es 11 und in China 13 Prozent.

 

Es waren solche Zahlen, die Michael Lenke zum Nachdenken brachten. Seit der Erfindung des Vibrators vor über einhundert Jahren habe es nichts Neues mehr gegeben, erinnert sich der heute 67-jährige Entrepreneur. Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte begann er zu tüfteln und zu experimentieren. Zeit seines Lebens ist Lenke Erfinder: Mehr als 80 Patente und Gebrauchsmuster weltweit sind mit seinem Namen verbunden, viele davon aus dem Bereich der Kosmetik und der der Medizin. Sein Netzwerk in die Medizintechnik-Branche hinein half Lenke auch bei der Entwicklung des 'Womanizers'. Was macht die Innovation, die sich durch einen kleinen Behandlungskopf aus Silikon auszeichnet, so besonders? Im Gegensatz zu klassischen Vibrationen arbeitet der 'Womanizer' mit sanften Druckwellen. Diese stimulieren die Klitoris berührungslos und das wiederum führt zu einem ungeahnten Lustgewinn, wie viele Anwenderinnen in Internetforen berichten. Vor drei Jahren stellten die Lenkes ihre Erfindung - Kostenpunkt ab 129 Euro - dann erstmals auf Messen vor, unter anderem auch auf der 'Adult Expo' in Hongkong. Die gilt als eine der Welt-Leitschauen der Erotikbranche.

 

Das Ehepaar aus Niederbayern begeisterte die Branche: Neben Asien brachten die Lenkes ihren neuartigen Orgasmushelfer auch nach Nord- und Südamerika. In Deutschland übernahm ein großer Online-Versandhändler den Großhandel für ganz Europa und auch Russland. 'Wir haben den ganzen Markt aufgemischt', erinnert sich Michael Lenke. Sextherapeuten in den USA beginnen, von der Erfindung zu schwärmen. Frauenärzte empfehlen sie weiter. Lenkes arbeiten viele Nächte und Wochenenden durch. Der Lohn der Mühe: ein Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich. Heute seien sich viele Frauen weltweit einig: Sie haben lieber einen 'Womanizer' als einen Mann im Bett, sagt Lenke mit einem Schmunzeln.

 

Als Ehepaar, das zu zweit aus dem eigenen Einfamilienhaus im niederbayerischen Metten operiert, war die weltweite Expansion zuletzt kaum noch zu stemmen, so der Unternehmer. Deshalb entschied er sich gemeinsam mit seiner Frau zum Verkauf des gemeinsamen 'Babys' an einen deutschen Investmentfonds. Von ihrer neuen Heimat Berlin aus will die 'Womanizer Group' die weltweite Sexrevolution nun im großen Stil weiter vorantreiben. Lenke will als Erfinder auf jeden Fall an Bord bleiben, sagt er.

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