REGENSBURG. (obx) - Vor 30 Jahren haben der Freistaat Bayern und die Republik Österreich den Regensburger Vertrag ratifiziert: die gemeinsame Verpflichtung zum Schutz des größten unterirdischen Thermalwassersees in Europa, der mit 5.900 Quadratkilometern zwölfmal größer ist als der Bodensee und sich zwischen Bayern und Oberösterreich erstreckt.
Diese Umweltschutzvereinbarung ist nach Einschätzung vieler Experten ein Dokument von historischer Dimension und ein Manifest für grenzüberschreitenden Umweltschutz. Seit drei Jahrzehnten regelt der Vertrag verbindlich, welche Mengen beide Länder diesem Heißwasser-Reservoir entnehmen dürfen. Er ist auch ein Schlüssel für die unveränderte Wirksamkeit der Heilquellen im Bayerischen Golf- und Thermenland und den Erfolg der niederbayerischen Heilbäder.
Jahr für Jahr profitieren Millionen Menschen mit Gesundheitsproblemen von einem Stück Papier: dem Regensburger Vertrag. 1987 unterzeichneten der Freistaat Bayern und Österreich das Abkommen zum Schutz des größten unterirdischen Thermalwassersees Europas. Der unterirdische Heiß- und Heilwassersee ist mit 5.900 Quadratkilometern zwölfmal größer ist als der Bodensee. Er erstreckt sich von Ostbayern bis nach Oberösterreich. Die Heilquellen aller Orte des Bayerischen Thermenlands, Bad Füssing, Bad Griesbach, Bad Birnbach, Bad Gögging und Bad Abbach, sprudeln aus diesem Reservoir.
Die im Vertrag geregelten Entnahmebeschränkungen schützen diese Quellen der Gesundheit, im größten Gesundheitszentrum auf dem Kontinent mit über fünf Millionen Übernachtungen pro Jahr. Der Schutzschild wirkt. Aktuelle Untersuchungen haben gezeigt: Der Wirkstoffgehalt der Heilwasserbrunnen des Bayerischen Thermenlands ist seit einem halben Jahrhundert unverändert hoch. Dabei sollte vor allem der Einfluss des Energieentzuges auf die Strömungsverhältnisse im Thermalwasseraquifer geklärt werden. Inhaltlich wurde die grenzüberschreitende Schutzvereinbarung in den letzten Jahren immer weiter perfektioniert. Meilenstein war dabei eine von der Europäischen Union mitfinanzierte Studie, die 2007 abgeschlossen wurde. Ergebnis war ein hochkomplexes thermisch-hydraulisch gekoppeltes 3D-Grundwassermodell. Es gibt Aufschluss über die thermisch-hydraulischen Zusammenhänge im Thermalwasseraquifer. Es ist heute Grundlage für die Bewertung neuer Anträge zur Nutzung des Tiefenwassers für Heilzwecke aber auch für die Energiegewinnung.
Entdeckt wurden die niederbayerischen Thermen bereits von den Römern, die schon vor über 2.000 Jahren in Bad Gögging ein weitläufiges Wellnesszentrum mit komfortablen Badeanlagen für die römischen Legionäre errichteten. Mit modernen wissenschaftlichen Methoden wurde das Heilwasser aber erst Mitte des letzten Jahrhunderts erforscht. Bohrtrupps waren in den 30-er Jahren rund 100 Kilometer östlich von Bad Abbach bei der Suche nach Erdöl durch Zufall ebenfalls auf Heilwasser gestoßen.
Eine Untersuchung der Wasservorkommen von Bad Füssing bestätigte eine legendäre Wirkung bei Gelenkerkrankungen oder Rheuma. Laut der Untersuchung berichteten 80 Prozent der Patienten nach einer Badekur in dem wirkstoffreichen Tiefenwasser von einer deutlichen Reduzierung ihrer Gelenk- und Rückenschmerzen. Das spricht sich herum. 1,6 Millionen Badegäste pilgern beispielsweise mittlerweile jedes Jahr in Europas beliebtestes Heilbad. Mehr als in irgendeinen anderen Kurort auf dem Kontinent.