20 Jahre "Biotech-Boom" in Regensburg

|   Regensburg

REGENSBURG. (obx) - Es ist eine Erfolgsgeschichte, die kaum jemand so vorausahnte: In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich das ostbayerische Regensburg zu einem der führenden Biotechnologie-Standorte Deutschlands entwickelt. Der Motor dieser Entwicklung, der Regensburger Biopark, feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Das schönste Geschenk zum Jubiläum ist für die Verantwortlichen die Bilanz des visionären Projekts: Die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der "Lebenswissenschaften" (Life Sciences) hat sich seit der Gründung 1999 fast verzehnfacht, die Zahl der Unternehmen in der Bioregio hat sich mehr als verdoppelt.

Ob neue Medikamente gegen Krebs oder vielversprechende Therapien gegen Alzheimer: Die Bio- und Medizintechnologie gilt weltweit als eine  Zukunftsbranche mit einem gigantischen Wachstumsmarkt. In Regensburg erkannten die politisch Verantwortlichen das früher als andere: Mehr als 40 Millionen Euro flossen in den vergangenen 20 Jahren in die Innovations- und Zukunftsschmiede auf dem Regensburger Universitätsgelände. In den drei Bauabschnitten entstanden mit dem Biopark I (2001), dem Biopark II (2006) und dem Biopark III (2011) rund 18.000 Quadratmeter an Forschungs-, Labor- und Büroflächen. Jungen Unternehmen in enger Kooperation mit der Regensburger Universität Platz zur Entwicklung zu geben: Mit diesem Ziel trat der Biopark 1999 an. 


Die Saat ging auf: So ist das einstige Regensburger Start-up Geneart, spezialisiert auf die Herstellung künstlicher Gene, inzwischen erfolgreicher Teil des US-Pharmariesen Thermo Fisher Scientific. Viele weitere Beispiele belegen die Attraktivität des Standorts an der Donau: So gelang es den Verantwortlichen um den Geschäftsführer Thomas Diefenthal, mit Amgen eines der größten Biotech-Unternehmen der Welt in Regensburg anzusiedeln. Die Amerikaner betreiben in Ostbayern eine der modernsten Anlagen für die Suche nach Wirkstoffen bei der Entwicklung neuer Medikamente. Das Siegel "Made in BioRegio Regensburg" tragen unter anderem neue Methoden zur Früherkennung von Krebs, biologische Lockmittel zur Bekämpfung von Stechinsekten, die Malaria übertragen, sowie Verfahren zur simultanen  Analyse hunderter von Substanzen in nur einer Probe. Software zur Verarbeitung von Tumordaten, Biosensoren, Drogenschnelltests und neuartige Therapeutika gegen Parkinson stammen ebenfalls aus der Bio-Tech-Region Regensburg.


Mit zwei Fraunhofer-Arbeitsgruppen und dem Regensburg Center of Immunology (RCI) entstanden im Biopark die Keimzellen für bedeutende Forschungszentren von morgen. Das RCI soll künftig Teil der Leibniz-Gemeinschaft werden. Als wegweisend gilt auch das Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE), eine Kooperation zwischen der Ostbayerischen Technischen Hochschule und dem Regensburger Universitätsklinikum. 


Die Mietauslastung im Biopark liegt nach aktuellen Zahlen bei 97 Prozent. Aktuell beherbergt das Technologie- und Gründerzentrum 38 Mieter mit rund 600 Mitarbeitern. Darunter sind Start-ups, universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen sowie zahlreiche Firmen aus dem In- und Ausland. Auch eine eigene Kindertagesstätte ist Teil des umfassenden Angebots.


Der Biopark als Impulsgeber und Heimat für Innovationen entwickelte seit seiner Gründung auch eine enorme Strahlkraft für die gesamte Region: Die Zahl der Unternehmen im Bereich der Biotechnologien und Life Sciences wuchs zwischen 1999 und Ende 2018 von 23 auf 55 Firmen, die knapp 4.000 Mitarbeiter beschäftigen. Im Gründungsjahr 1999 zählte die Branche am Standort gerade einmal 400 Arbeitsplätze.


Insbesondere die interdisziplinäre Verknüpfung der Biotechnologie mit anderen Branchen wie der Sensorik und zuletzt der Gesundheitswirtschaft gilt als Erfolgsgeheimnis des Regensburger Bioparks. Auch die Mischung von Start-ups, Klein- und Mittelstand sowie Großunternehmen und universitären Einrichtungen unter einem Dach erwies sich nach Angaben der Verantwortlichen als sehr fruchtbar. 
Möglich sei der Erfolg nur geworden, weil die politisch Verantwortlichen in der Domstadt stets an einem Strang gezogen hätten, sagt der Regensburger Wirtschaftsreferent und Biopark-Finanzgeschäftsführer Dieter Daminger: "Es ist uns in der Domstadt immer wieder erfolgreich gelungen, die Entscheider parteiübergreifend an einen Tisch zu bringen und so gemeinsam innovative Projekte auf den Weg zu bringen." Dr. Thomas Diefenthal, seit Gründung als Geschäftsführer an der Spitze des Bioparks, ist besonders stolz auf die Rolle als Partner für innovative Gründer. Die Biopark-Gesellschaft hilft Unternehmen bei der Anbahnung von Krediten und vermittelt Kontakte zu möglichen Investoren. "In den vergangenen 20 Jahren konnten wir erfolgreich 64 Start-up-Unternehmen aus der Domstadt in den Businessplan Wettbewerb Nordbayern einbringen. Die Firmen haben bisher 661 Millionen Euro eingeworben", sagt Diefenthal.


Bei einer großen Festveranstaltung am 9. Juli und einem Tag der offenen Tür am 13. Juli will der Biopark den 20. Geburtstag offiziell feiern.

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20 Jahre Biopark Regensburg: Ostbayerische Forscher entwickelten unter anderem spezielle Proteine, die die Krankenhauskeime zerstören. (Foto: obx-news/Biopark Regensburg GmbH)