REGENSBURG. (obx) - Biobanken gelten als ein wichtiger Schlüssel auf der Suche nach den medizinischen Therapien von morgen: Dort lagern, meist bei extrem niedriger Temperatur von weniger als minus hundert Grad, menschliche Bioproben: Blut, Serum, Plasma, aber auch Urin, Gewebe und Zelllinien. In Kombination mit den ebenfalls gespeicherten Daten von Patienten und Versuchsteilnehmern gelten sie als wichtige Zukunftsressource bei der Erforschung von Krankheiten wie Krebs, Multipler Sklerose oder Alzheimer.
Der Mehrwert solcher 'Datenbanken', die jeweils bis zu mehrere Millionen Proben umfassen können, liegt nach der Überzeugung von Medizinern in der Vernetzung. Denn größere Datenbestände lassen bessere Rückschlüsse zu. Ein neues bayerisch-tschechisches Kooperationsprojekt soll künftig dazu beitragen, dem grenzüberschreitenden Austausch auf diesem Forschungssektor Rückenwind zu geben. Das Projekt 'Brother' vernetzt die Biobanken der Universitäten Regensburg und der Technischen Universität München mit den Beständen der Hochschulen in Pilsen und Brünn und gilt als Meilenstein für die grenzüberschreitende Grundlagenforschung.
Über 250.000 Euro fließen über die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur aus bayerischen Landesmitteln in den kommenden drei Jahren in das Projekt 'Brother' (Biobank Research on Telemedical Approaches for Human Biobanks in a European Region), teilte die Universität Regensburg jetzt mit. Die Initiatoren verbinden mit dem Projekt große Hoffnungen: Ein modernes Biobanking ist nach Ansicht der vier beteiligten Hochschulen eine entscheidende Voraussetzung für die weitere Entwicklung in der personalisierten Medizin.
Die Vernetzung von Biobanken sei ein wichtiges Element, um klinische Studien mit mehreren Zentren zu ermöglichen, sagt Professor Dr. Matthias Evert, Direktor des Instituts für Pathologie der Universität Regensburg. Er ist überzeugt: Der grenzüberschreitende Biobankverbund wird dazu beitragen, dass sich transnationale Forschung und die Grundlagenforschung in der Grenzregion Ostbayern-Tschechien enger vernetzen. Mit dem Projekt würden auch die Voraussetzungen für neue Forschungsprojekte geschaffen.
Um eine optimale Zusammenarbeit der vier Standorte zu gewährleisten, entstehen im Rahmen der Förderung internetbasierte Instrumente zum Austausch von Forschungsdaten. Außerdem sollen unter anderem die Prozesse der Probenbearbeitung angeglichen werden. Studenten können künftig über ein eigenes Austauschprogramm an allen vier Standorten die Arbeiten einer Biobank kennenlernen. Das ist eine Premiere: Nach Angaben der Initiatoren entsteht damit das erste studentische Austauschprogramms im Bereich des Biobankings in Deutschland.
Die beteiligten Hochschulen setzen große Hoffnungen auf das Projekt: Sie erhoffen sich nicht nur einen Schub für die Forschung - unter anderem für das Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie, sondern auch mehr 'internationale Sichtbarkeit', sagt beispielsweise Professor Dr. André Gessner, Forschungsdekan der Fakultät für Medizin der Universität Regensburg und Leiter der Biobankinitiative der Hochschule.