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10 Jahre Centrum Bavaria Bohemia: Im Kulturbus über die Grenze

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SCHÖNSEE. (obx) - Anfangs gab es nur eine gute Idee und viele Skeptiker, sagt Hans Eibauer, Projektleiter des Centrum Bavaria Bohemia (CeBB). Doch mittlerweile hat sich das Centrum längst zu einer der wichtigsten Adressen im deutsch-tschechischen Kulturaustausch entwickelt. Zehn Jahre nach Eröffnung präsentiert die Einrichtung eine stolze Bilanz: Rund 205.000 Besucher hat die Begegnungsstätte gezählt, darunter etwa 15 Prozent aus Tschechien.

 

Sie hatten die Wahl zwischen rund 750 öffentlichen Veranstaltungen im und außerhalb des Centrums und beiderseits der Grenze, darunter mehr als 100 Ausstellungen. Vom Bayerisch-Böhmischen Volkstanznachmittag über das politische Forum für Grenzgemeinden bis hin zum Tschechisch-Kurs für Einsteiger ist dort vieles im Angebot. Zusätzlich dazu war das CeBB Treffpunkt für rund 1.500 Konferenzen, Workshops und politische Treffen. Auch für das zweite Jahrzehnt hat die bayerisch-böhmische 'Kulturdrehscheibe' große Pläne.

'Aus anfangs offiziellen Kontakten werden manchmal sogar Freundschaften', sagt Vaclav Vrbik, der im Auftrag des Bezirks Pilsen als stellvertretender Leiter des CentrumsBavariaBohemia für die Kontakte nach Tschechien zuständig ist. Einmal im Monat fährt ein 'Kulturbus' aus Pilsen über die Grenze nach Schönsee und bringt tschechische Gäste zu ausgewählten Kulturveranstaltungen in das Centrum. Umgekehrt können sich deutsche Gäste einer der Kulturtouren nach Tschechien anschließen - vom Theaterbesuch bis zum Weihnachtsmarkt sind dort viele Ziele im Angebot. Der bereits traditionelle 'Deutsch-Tschechische Stammtisch' in Schönsee findet in diesen Tagen bereits zum 80. Mal statt.

 

Dank der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer ist das Centrum Bavaria Bohemia an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Mehr als 12.000 Einsatzstunden kamen so in den vergangenen zehn Jahren zusammen, hat Eibauer ausgerechnet. Rund 440 Mitglieder zählt der gemeinnützige Trägerverein der Einrichtung mittlerweile. Neben der Europäischen Union, dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds unterstützen auch der Freistaat Bayern, zahlreiche Kommunen sowie Betriebe aus der Region das Zentrum. Auch die Kulturstiftung Bavaria Bohemia engagiert sich finanziell in Schönsee. Die tschechische Grenzregion Pilsen hat einen Mitarbeiter in der Begegnungsstätte installiert. 70 Kooperationspartner auf beiden Seiten der immer durchlässiger werdenden Grenze gibt es mittlerweile. Die Einrichtung hat das Ziel, das Kulturangebot in der deutsch-tschechischen Grenzregion zu vernetzen und die Menschen beiderseits der Grenze zum gegenseitigen Kulturbesuch anzuregen. Und Angebote gibt es genug: Ob eine Ausstellung von herausragenden Kulturschätzen der Grenzregion oder eine grenzüberschreitende Karte der Angebote zum internationalen Tag des Museums.

 

Das Centrum Bavaria Bohemia entwickelt sich neben einem kulturellen aber auch immer mehr zu einem politischen und wirtschaftlichen Zentrum. So besuchte 2015 Tschechiens Vize-Regierungschef Pavel Belobradek das ehemalige Kommunbrauhaus in Sichtweite zur Grenze, um mit bayerischen Politikern über die Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu diskutieren.

 

Wer sich über das touristisch-kulturelle Angebot im deutsch-tschechischen Grenzgebiet informieren will, für den ist das Centrum Bavaria Bohemia eine der besten Adressen. Mit etwa 1.000 Flyern bietet es das größte Informationsangebot dieser Art unter einem Dach. Aber auch im Internet kann man sich über die Kulturdatenbank www.bbkult.net mit über 20.000 zweisprachigen Veröffentlichungen zu Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten und Kulturpartnern in der Grenzregion informieren. Das Angebot ist gefragt: 'Rund 340.000 E-Mails hat das Mitarbeiterteam des CeBB im Lauf der letzten zehn Jahre bearbeitet', sagt Leiter Eibauer.

 

Überregionale Anerkennung fand das Zentrum im vergangenen Jahr als offizielle 'Ideenschmiede' des Europäischen Kulturhauptstadtjahrs Pilsen 2015 auf deutscher Seite. Auch das Begleitprogramm der diesjährigen bayerisch-tschechischen Landesausstellung Karl IV. in Nürnberg und Pilsen koordinierten die Kulturexperten in Schönee. Derzeit laufen die in Schönsee die Vorbereitungen für das Projekt 'Kulturregion Bayern-Böhmen 2017'.

 

Große Ideen für das zweite Jahrzehnt liegen bereits in der Schublade: Im Mittelpunkt eines neuen Vorhabens steht beispielsweise das bayerisch-böhmische Kulturerbe der Barockzeit. Derzeit läuft der Förderantrag. 'Wir stehen bereit, in den kommenden Jahren neue Projekte im grenzüberschreitenden Kontext zu übernehmen und die Aufgabe als Anlauf-, Koordinierungs- und Vernetzungsstelle noch intensiver wahrzunehmen', sagt Hans Eibauer.

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