Aktuelles aus Amberg-Sulzbach

9. Forum Frühe Hilfen beschäftigt sich mit der Vernachlässigung

|   Amberg-Sulzbach

AMBERG-SULZBACH. „Ist es aus Ihrer Sicht lässig, nachlässig oder schon vernachlässigt?“ – Mit dieser Frage brachte die Referentin des 9. Forums Frühe Hilfen im Landratsamt Amberg-Sulzbach, Heike Kreß, das Kernproblem beim Thema Vernachlässigung auf den Punkt.

 

Zum aktuellen Forum Frühe Hilfen der beiden KoKis der Stadt Amberg und des Landkreises Amberg-Sulzbach waren wieder zahlreiche Netzwerkpartner und verschiedene Berufsgruppen aus dem Bereich der Frühen Hilfen ins Landratsamt gekommen. In ihrer Begrüßung zeigte sich Andrea Herrmann, Leiterin der Abteilung „Jugend, Sicherheit und Verkehr“ am Landratsamt Amberg-Sulzbach, über das rege Interesse und zahlreiche Erscheinen sehr erfreut. Mehr als 160 Fachkräfte hatten sich zu der Veranstaltung angemeldet, so viele wie noch nie zuvor. Unter dem Titel „Vernachlässigt: Formen – Erkennen – Handeln“ referierte Heike Kreß, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin am kbo-Kinderzentrum in München, einer Einrichtung, die auf die frühe Diagnostik und Therapie von Entwicklungsstörungen und Behinderungen spezialisiert ist. In ihrem Vortrag ging sie zunächst auf die möglichen Formen von Kindeswohlgefährdungen ein und konzentrierte sich dann auf die Vernachlässigung als häufigste Form.

 

Neben Zahlen und Fakten zu Kindesvernachlässigung stellte Heike Kreß den Begriff sowie die verschiedenen Arten vor. Die körperliche Vernachlässigung sei die am leichtesten erkennbare Form, die kognitive, erzieherische und emotionale Vernachlässigung dürfe jedoch nicht ignoriert werden. Bei diesen so genannten Wohlstandsvernachlässigungen seien Kinder und Jugendlichen materiell ausreichend versorgt, erfahren jedoch nur wenig emotionale Ansprache und Erziehung durch die Eltern beziehungsweise würden nur unzureichend in ihrer Entwicklung gefördert, so Kreß. Schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen bis hin zum Tod können laut Kreß beispielsweise Folge von Vernachlässigung sein, aber auch die Entwicklung des Gehirns oder die Fähigkeit zum Beziehungsaufbau kann beeinflusst werden. Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern könne eine Vernachlässigung gravierende Auswirkungen haben, deshalb seien diese besonders schutzbedürftig.

 

Wie die Referentin weiter ausführte ist das Erkennen einer Vernachlässigung oftmals schwer, da die Bewertung einer Situation immer auch von subjektiven Einschätzungen geprägt ist. Auch kann vom Vorhandensein einer oder mehrerer Risikofaktoren, wie zum Bespiel einer finanziellen Notlage oder eigenen Gewalterfahrungen in der Kindheit der Eltern, nicht auf das Vorliegen einer Vernachlässigung geschlossen werden. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass es auch bei Familien, deren Lebenssituation nicht belastet ist, zu einer Vernachlässigung der Kinder und derer Bedürfnisse kommen kann, sagte Kreß. Auch für Fachkräfte ist es laut Kreß deshalb nicht immer eindeutig festzustellen, ob und welche Art der Vernachlässigung vorliegt. Um diese Ungewissheit zu beseitigen, wurden die Teilnehmerinnen und die Teilnehmer des Forums auf das Angebot der (anonymen) Beratung durch das ansässige Jugendamt, bei dem auch die KoKi angesiedelt ist, aufmerksam gemacht. Zusammen mit den Fachkräften wird hier der Sachverhalt abgewogen und werden Handlungsmöglichkeiten entwickelt.

 

Allgemeine Information zum Forum Frühe Hilfen:

Das Forum Frühe Hilfen fand erstmals im November 2011 statt. Eingeführt wurde es von der Koordinierenden Kinderschutzstelle der Stadt Amberg und der Koordinierungsstelle Frühe Hilfen des Landkreises Amberg-Sulzbach, um Fachkräften aus dem Bereich der Frühen Hilfen eine Möglichkeit zum Austausch und zur fachlichen Weiterbildung zu bieten.

Teilnehmer sind unter anderem Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen diverser Beratungsstellen, Fachärzte und –ärztinnen aus der Gynäkologie und der Kinder- und Jugendmedizin, Erzieher und Erzieherinnen sowie viele weitere Experten aus dem Gesundheits- und Sozialbereich.

 

Das nächste Forum Frühe Hilfen wird voraussichtlich im November dieses Jahres stattfinden.

Zurück