Aktuelles aus Amberg-Sulzbach

Erster Flüchtling in der Krankenpflegeschule

|   Region

AMBERG. (usc) Es war ein langer (Flucht-)Weg, vom Teppichweber im afghanischen Kabul bis zum künftigen staatlich anerkannten Altenpfleger in Amberg. Der 23jährige Sekander Rezai hat sich entschieden, dafür eine dreijährige Ausbildung an der gemeinnützigen Berufsfachschule der ISE in Amberg anzutreten. Als erster Flüchtling überhaupt.

 

Als der junge Mann 2013 mit Vater und Schwester nach Bayern kam, eignete er sich in erstaunlich kurzer Zeit erstaunlich gute Deutschkenntnisse an. Sekander, der in seiner Heimat auch ins Elektro- und Malerhandwerk geschnuppert hat, kam durch ein Praktikum mit dem Pflegeberuf in Berührung. So entschloss er sich, zunächst einmal eine einjährige Ausbildung zum Pflegefachhelfer zu absolvieren.

 

Helfend zur Seite stand ihm beim langfristig zu sehenden Versuch der Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt eine Betreuerin der Caritas. Seit kurzem kümmert sich auch ein ehrenamtlicher Helfer um ihn, der bei der Freiwilligenagentur registriert ist. Aufgrund der Bemühungen der privaten Berufsfachschule für Altenpflege und Altenpflegehilfe der ISE durfte Sekander nach Absprache mit der Regierung der Oberpfalz verspätet in den schon am 1. September gestarteten dreijährigen Ausbildungskurs aufgenommen werden. Mit der Maßgabe natürlich, den bislang versäumten Stoff nachzulernen. Das scheint aber kein Problem zu sein. Mit der Aufnahme einer dreijährigen Ausbildung dürfte Sekander wohl sein vorläufiges Bleiberecht sicherstellen oder zumindest die Überbrückungszeit bis zum Abschluss seines Verfahrens sinnvoll nutzen. „Seine Sprachkenntnisse sind so gut, dass er im Unterricht mitkommt“, weiß Schulleiterin Sigrid Jasinsky zu berichten. Wie Roland Domogalla, Geschäftsführer der gemeinnützigen Einrichtung, berichtete, weiß der junge Mann aus Afghanistan, „dass er sich für einen zukunftssicheren Beruf entschieden hat, wird der Fachpflegerbedarf in Deutschland aufgrund der absehbaren demografischen Entwicklung doch noch rapide zunehmen“. Laut Domogalla finden annährend 100 Prozent der Schüler im Anschluss an die Ausbildung einen Arbeitsplatz.

 

2.100 Stunden Theorie und 2.500 Stunden Praxis hat der junge Mann vor sich. Dabei vermittelt die Fachschule Grundlagen der Pflege, Altenpflege und Altenkrankenpflege in Theorie und Praxis, Lebensgestaltung, Berufskunde, Recht und Verwaltung, Deutsch und Kommunikation sowie Lebenszeit- und Lebensraumgestaltung. Die praktischen Einsätze erfolgen in Einrichtungen der Altenpflege.

 

Der erste Flüchtling an der Berufsfachschule fühlt sich nach eigenen Worten in der Klasse sehr gut aufgehoben und als Nicht-Muttersprachler bei den einheimischen Mitschülern voll integriert. Er ist froh, dass er im Rahmen der Familienzusammenführung von München nach Amberg umziehen durfte, berichtet er. Denn hier leben bereits sein pflegebedürftiger Vater, um den er sich kümmern muss, und eine Schwester.

Zurück