AMBERG / WEIDEN. (asl) Es ist die von den Fans, von den Verantwortlichen und von den Spielern gewünschte und erhoffte Konstellation, die es in der Geschichte beider Vereine noch nie gegeben hat. Wenn am Samstag um 15 Uhr im Sparda-Bank-Stadion am Wasserwerk die SpVgg SV Weiden und der FC Amberg zum traditionsreichen Oberpfalz-Derby antreten, treffen nämlich der Tabellenerste der Fußball-Bayernliga und der -zweite aufeinander.
Der Umstand, dass beide Klubs verbissen mit drei anderen Kontrahenten um den Regionalliga-Aufstieg kämpfen, verleiht dem Schlager sicherlich noch eine weitere Brisanz. Wir haben uns im Vorfeld mit den sich gegenseitig schätzenden Trainern Christian Stadler und Timo Rost unterhalten.
Herr Stadler, Herr Rost – welche Bedeutung hat für Sie das Derby am Samstag?
Christian Stadler: Nicht nur meine Mannschaft und mich, sondern sicherlich auch für alle Fußball-Fans der Region ist diese Begegnung einfach eine riesen Geschichte. Derbys sind ja immer was Besonderes, aber unter diesen Voraussetzungen ist es etwas, was man sicherlich nicht alle Tage erleben kann und darf. Der Stellenwert ist dieses Mal ungemein hoch.
Timo Rost: Für uns ist es sicherlich etwas Besonderes. Denn die Spiele gegen Weiden und gegen Ammerthal sind für uns in der Saison immer absolute Highlights. Schon alleine wegen des Zuschauerinteresses und der sportlichen Brisanz. Dazu kommt dieses Mal eine Tabellenkonstellation, von der man als Fußball-Fan nur träumen kann.
Ist es für Sie für den weiteren Saisonverlauf somit eine richtungsweisende Partie?
Christian Stadler: Nachdem es vorne in der Tabelle ungemein eng zugeht, ist jedes der noch ausstehenden zehn Spiele richtungsweisend. Sollten wir verlieren, dann ist unsere Tabellenführung weg, aber Amberg nur einen Punkt vor uns. Sollten wir gewinnen, dann können wir zwischen dem FC und uns ein Polster von fünf Zählern legen. Somit sehe ich den Druck eher bei Amberg, zumal ja auch der direkte Vergleich in der Endabrechnung eine Rolle spielen könnte.
Timo Rost: Das muss ich verneinen. Für ist es dieses Match nicht. Denn die Bayernliga ist heuer vorne so stark und ausgeglichen, so dass der Kampf um die Meisterschaft und den Aufstiegsrelegationsplatz bis zum letzten Spieltag spannend bleiben wird. Für uns gibt es im Derby drei Punkte zu holen, nicht mehr und nicht weniger.
Das Hinspiel Mitte August in Amberg endete ja 2:0 für die SpVgg SV. Haben Sie Angst vor Revanchegelüsten, bzw. hegen Sie welche?
Christian Stadler: Revanchegelüste – das ist eigentlich ein blödes Wort. Fakt ist, dass sicherlich beide Teams gewinnen wollen. Der FC muss aber mehr als wir, wie ich schon sagte!
Timo Rost: Die SpVgg SV erwischte uns damals in einer Phase, in der wir uns noch finden und unsere Neuzugänge integrieren mussten. Das ist nun abgeschlossen. Wir wollen uns die drei Punkte, die wir damals zuhause verloren haben, nun wiederholen.
Charakterisieren Sie doch bitte einmal Ihren Trainerkollegen?
Christian Stadler: Ich habe vor Timo und seiner Arbeit ungemeinen Respekt. Schon als Spieler hat er ganz tolle Karriere hingelegt, die er jetzt als Trainer – es ist in Amberg ja seine erste Station – weiterführt. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat er aus seinen Spielern eine starke Einheit geformt. Mit seiner ruhigen und besonnenen Art hat er ein System etabliert, das dem FC den Erfolg gebracht hat. Das freut mich ungemein für ihn.
Timo Rost: Ich schätze Christian als sehr schlauen Trainer ein. Denn er hat die zweite Hälfte der letzten Saison schon dazu genutzt, damit sich sein Team für diese Saison einspielen kann. Zudem hatte er heuer nur wenige Neuzugänge zu integrieren. Diese Eingespielheit und der Teamspirit machten sich bis zur Winterpause äußerst positiv bemerkbar. Wobei nun aber auch die anderen Spitzenmannschaften eingespielt sind, so dass es für die SpVgg SV sicherlich nicht mehr so leicht werden wird. Auch wenn sich Weiden jetzt in den ersten beiden Partien etwas schwer getan hat, scheint die nötige Konstanz schon wieder da zu sein.
Was trauen Sie dem jeweiligen Gegner im Verlaufe dieser Saison noch zu?
Christian Stadler: Ich traue dem FC Amberg den Aufstieg zu, er wird am Ende unter den ersten Zwei in der Bayernliga stehen. Denn er hat genau die Mannschaft zur Verfügung, die das realisieren kann. Dazu kommt der momentane Lauf, den die Amberger derzeit haben. Stoppt man den nicht, dann marschieren sie. Am liebsten wäre mir, wenn wir beide in der nächsten Saison wieder in der gleichen Liga spielen, auch wenn der FC heuer einen Platz hinter uns landen soll.
Timo Rost: Ich traue der SpVgg SV ebenfalls den Aufstieg zu. Denn in Weiden wird ruhig und sachlich gearbeitet. Was mir dort auch gut gefällt, ist die Tatsache, dass offen kommuniziert wurde, dass ‚man so lange wie möglich vorne mitspielen und gegebenenfalls aufsteigen‘ möchte. In Weiden ziehen alle an einem Strang. Ich wünsche mir, dass beide in der neuen Saison in der Regionalliga vertreten sind. Das wäre für die nördliche Oberpfalz einfach absolut toll.
Welche Faktoren werden die Partie entscheiden?
Christian Stadler: Ich denke, dass die Kleinigkeiten so ein Spiel entscheiden werden. Denn beide Teams haben eine ungemeine Qualität. In beiden Kadern stehen Spieler mit ungemeiner individueller Klasse, die ein Spiel entscheiden können. Wichtig wird sein, weniger Fehler zu machen. Ich hoffe mir auch, dass nicht zu viel taktiert wird, sondern es ein offen geführtes Match mit vielen Torszenen wird.
Timo Rost: Ich sehe es ähnlich wie Christian: Die Kleinigkeiten werden den Ausschlag geben. Beide Mannschaften haben eine unterschiedliche Spielanlage, was sicherlich ungemein interessant werden wird. Entscheidend wird sein, keine leichte Fehler zu machen, denn die werden sicherlich prompt bestraft.
Was wünschen Sie sich fürs Derby am Samstag?
Christian Stadler: Für uns ist das A und O, dass wir weiterhin erfolgreich bleiben und die Serie des FC Amberg brechen. Auf alle Fälle haben es sich die Spieler beider Teams verdient, vor einem großen Publikum zu spielen.
Timo Rost: Dank der Konstellation wünsche ich mir in Weiden eine volle Hütte. Wenn jetzt bei einem Spiel zwischen dem Ersten und Zweiten nicht viele Zuschauer ins Stadion kommen, dann weiß ich auch nicht mehr. Vor allem aber muss das Derby trotz der Rivalität und der Bedeutung fair bleiben.