BLAIBACH. (obx) - In Deutschlands Architektur- und Bauszene sorgt das maßgeblich aus Beton geschaffene "Wunder von Blaibach" bis heute für ungläubiges Staunen: "Ein Dorf am Rande der Republik, auf halber Strecke zwischen München und Prag, weitab von jeder Großstadt: Viel Leben erwartet man hier nicht. Blaibach im Bayrischen Wald ist jedoch anders und das hat viel mit Architektur zu tun", schrieb beispielsweise das renommierte Fachmagazin "BauNetz" über das Konzerthaus im Grünen. Blaibach im Landkreis Cham ließ aus einer Vision Wirklichkeit werden und baute sich ein eigenes Konzerthaus - ebenso futuristisch wie spektakulär. Das Gebäude in der Optik eines minimalistischen Monoliths räumte reihenweise Architekturpreise ab. Jetzt feiert es seinen zehnten Geburtstag.
Visionär, elegant, minimalistisch: Architektur-Jurys überhäuften den zeitgenössischen Bau mit Komplimenten und Auszeichnungen: Die "Bayerwald-Philharmonie" holte den Deutschen Architekturpreis genauso wie mehrere Prämierungen des Bundes Deutscher Architekten. Bayerns damalige Wirtschafts- und Tourismusministerin Ilse Aigner geriet bei der Verleihung des Bayerischen Tourismus-Architekturpreises "arturo" ebenfalls ins Schwärmen: Blaibachs Konzerthaus gehöre zu den "schönsten Tourismusbauten", die in den vergangenen Jahren in Bayern entstanden.
Der Saal mit 200 Plätzen und viel gelobter Akustik ist ein Symbol des Aufbruchs, der Innovation und einer großen Idee: Kultur schafft Infrastruktur und kann das Image einer ganzen Region nachhaltig prägen, auch mit musikalischen Höhepunkten, die so kaum einer zwischen den Wipfeln des Bayerwalds erwarten würde.
"Oft werde ich gefragt, ob ich auf das Konzerthaus stolz bin", erzählt Intendant Thomas E. Bauer und fügt hinzu: "Ich fühle mich bei dieser Frage immer unbehaglich." Er halte es lieber mit den Römern: "Ein Gebäude - und sei es noch so spektakulär - ist bedeutungslos, wenn es nicht laufend mit der Liebe unserer Künstler, Konzertbesucher und derer, die das Haus organisieren und pflegen, aufgeladen ist", so der Initiator des Hauses. "Ich bin also überhaupt nicht stolz auf Stein und Beton, sondern angefasst von den immateriellen zeitlosen Werten, die unser Haus ausmachen."
Thomas E. Bauer ist es auch zu verdanken, dass Blaibach im Bayerwald heute Deutschlands wohl einziges Dorf mit eigener Philharmonie ist. Der international gefragte Bariton und Intendant der ersten Stunde stammt selbst aus der Region. 2007 hatte er mit dem "Kulturwald" ein Projekt gegründet, das das "Grüne Dach Europas" zum Ort für große Kunst machte. Er ließ Mozarts "Zauberflöte" aufführen, übertrug Orffs "Carmina Burana" aus dem Hubschrauber und brachte Weltklasse-Jazz in Scheunen und Wirtshäuser. Beflügelt vom Erfolg des Festivals entwickelte er die Vision eines eigenen Konzertsaals im Bayerischen Wald - und fand Gehör in Blaibach.
Eine Bürgerinitiative brachte das Projekt fast zum Scheitern, sammelte Unterschriften gegen den aus der Sicht der Gegner zu teuren Bau. Was danach folgte, klingt wie eine Szene aus einer Vorabendserie: Der Blaibacher Pfarrer schaltete sich ein und vermittelte erfolgreich. Der Gemeinderat stimmte schließlich 2013 mit 14 zu einer Stimme für den Bau, der auf einem Entwurf des vielfach ausgezeichneten Münchner Architekten Peter Haimerl basiert. Bereits im Herbst 2014 eröffneten die Blaibacher ihren neuen Musiktempel mit Haydns "Schöpfung".
Mehr Infos: www.kulturgranit.de