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Chamer „Aktionstag gegen den Schmerz“ fand großen Zuspruch

|   Cham

CHAM. Schmerzen sind ein wichtiges Thema – auch bei hochsommerlichen Temperaturen: Mehr als 50 interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer waren am vergangenen Dienstag zum Vortragsabend der Sana Kliniken in die Chamer Stadthalle gekommen. Chefärztin PD Dr. Anita Breu und Oberarzt Dr. Matthias Vogel von der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin der Kliniken informierten in diesem Rahmen über das Thema Schmerzmanagement. Die Veranstaltung fand anlässlich des 8. „Aktionstags gegen den Schmerz“ statt. Neben den Sana Kliniken des Landkreises Cham beteiligten sich bundesweit über 300 Gesundheitseinrichtungen an dem Aktionstag, zu dem die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. jedes Jahr am ersten Dienstag im Juni aufruft.

Im Zentrum der beiden Vorträge in Cham standen sowohl anästhesiologische Verfahren bei operativen Eingriffen als auch die Behandlungsmöglichkeiten bei chronischen Schmerzen. Denn einerseits ist es für Patienten immer von größter Bedeutung, dass Operationen schmerzfrei und möglichst ohne Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens durchgeführt werden. Auf der anderen Seite berichtet wiederum jeder vierte Deutsche im Laufe seines Lebens über chronische Schmerzen, die mit starken Beeinträchtigungen im Alltag oder gar mit psychischen Belastungen einhergehen können.

In ihrem Vortrag „Angstlos zur OP - Die moderne Anästhesie und ihre Möglichkeiten“ rückte PD Dr. Breu zunächst die Aufgaben und die große Bedeutung von Anästhesisten in den Mittelpunkt. So habe das renommierte englische Fachmagazin „British Medical Journal“ vor wenigen Jahren über die größten medizinischen Errungenschaften vom 19. Jahrhundert  bis heute abstimmen lassen. „Die Anästhesie belegte dabei den dritten Platz, noch vor der Impfung oder dem Einsatz von Computern“, betonte PD Dr. Breu. Entsprechend vielfältig gestalten sich die Aufgaben von modernen Anästhesisten. Die vier Säulen der Anästhesiologie seien Anästhesie im Sinne der Ausschaltung der Schmerzwahrnehmung, die Intensivmedizin, die Notfallmedizin sowie die Schmerztherapie. „Anästhesiologie bedeutet Operationen begleiten, intensiv therapieren, Leben retten oder auch Leid lindern“, so PD Dr. Breu.

Im Rahmen von operativen Eingriffen stünden der modernen Anästhesie zahlreiche Möglichkeiten für eine Allgemeinanästhesie – umgangssprachlich „Vollnarkose“ – oder eine Regionalanästhesie zur Verfügung, erklärte die erfahrene Chefärztin weiter. Eine Regionalanästhesie ermögliche die gezielte Betäubung in einer bestimmten Körperregion, was oft schonender für den Körper als eine Vollnarkose und mit weniger Nebenwirkungen verbunden sei. Generell seien Nebenwirkungen, Komplikationen oder Risiken für alle Anästhesieverfahren zurückgegangen, erklärte die Medizinerin. „Heutzutage ist die Anästhesie statistisch gesehen sogar weniger gefährlich als Autofahren. Nicht nur deshalb kann ich Ihnen versichern, dass Sie bei uns in guten Händen sind“, schloss PD Dr. Breu ihre Ausführungen.

Ein anderes Feld stellte Dr. Vogel in seiner Präsentation „Wenn der Schmerz den Tag bestimmt - Ursache, Diagnose, Behandlung“ vor. Schmerzen hätten zwar als Warnhinweise des Körpers auch „positive“ Aspekte. Sie sollten aber nie auf die leichte Schulter genommen werden, weil sich sonst die Gefahr einer Schmerzchronifizierung erhöht und es so zu weiteren Problemen kommen kann. Unter chronischen Schmerzen verstehe man Schmerzzustände, die über einen Zeitraum von mehreren Monaten anhalten; am häufigsten betroffen sei der Bewegungsapparat. „In einem solchen chronischen Stadium haben Schmerzen keine Warnfunktion mehr. Sie sind dann zu einer eigenständigen Erkrankung geworden, wobei zumeist mehrere auslösende Schmerzursachen zu finden sind“, erläuterte Dr. Vogel.

Vor diesem Hintergrund müsse eine sorgfältige Diagnostik erfolgen, die neben den organischen auch die psychosozialen Ursachen in den Blick nimmt und auf einem vertrauensvollen Arzt-Patienten-Verhältnis basiere. „Wir machen allerdings nicht selten die Erfahrung, dass  gerade Patienten mit chronischen Schmerzen lange umherirren, bevor sie den Weg zu einem Spezialisten finden“, so Dr. Vogel. Der „Gold-Standard“ sei aktuell die sogenannte multimodale Schmerztherapie, die das bio-psycho-soziale Schmerzmodell mit unterschiedlichen Schmerzursachen berücksichtige. Zudem seien dabei mindestens zwei Fachdisziplinen (davon eine psychologische Fachrichtung) beteiligt, um eine umfassende und an den individuellen Fall angepasste Therapie – neben Schmerzmitteln stünden Physiotherapie, aber auch Elektrotherapie, Entspannungsübungen etc. zur Verfügung – zu erarbeiten.

Die Vorträge zum „Aktionstag gegen den Schmerz“ waren kostenfrei und eine Voranmeldung nicht erforderlich. Die beiden Referenten standen allen Gästen im Rahmen einer jeweils anschließenden Diskussion für Fragen zur Verfügung.

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Oberarzt Dr. Matthias Vogel erläuterte, dass neben organischen auch psychosoziale Faktoren chronische Schmerzen bedingen können. (Foto: © Sana / Alexander Schlaak)