REGENSBURG. (obx) - Sie führen Hörgeräte oder kreieren Sahneträume - und sie führen ihre eigenen Betriebe. Immer mehr Frauen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit. 2024 wurden in Ostbayern, also in der Oberpfalz und in Niederbayern, 22 Prozent aller neuen Handwerksbetriebe von Gründerinnen eröffnet. Ein Trend, der Mut macht. Zwei von ihnen erzählen, wie es gelingen kann - trotz Bürokratie, Konkurrenz und Familienpflichten.
Katrin Schubert aus Eging am See wusste schnell, dass ihr Job mehr ist als nur Arbeit. In der Hörakustik fand sie ihre Erfüllung: Menschen helfen, Lebensqualität zurückgeben. Mit jeder Fortbildung wuchs der Wunsch nach Selbstbestimmung. 2023 fasste sie einen Entschluss: Meisterkurs, Ortswechsel, Gründung. Ihr Ziel: Im Juni 2024 sollten sich die Türen zu ihrem eigenen Laden öffnen. "Die Räume standen, das Budget war verplant - jetzt musste es einfach losgehen", sagt sie. Mit Unterstützung von Familie und Freunden wurde aus dem Plan Realität. Heute beschäftigt sie drei Mitarbeiterinnen - und denkt schon ans Ausbilden.
Auch Margarita Thomas aus Hohenthann kennt den Weg in die Selbstständigkeit - und den Mut, der dazugehört. Die gebürtige Tadschikin kam 1996 nach Deutschland, arbeitete in Münchner Konditoreien, machte 2011 ihren Meister. Damals mit Kind, Alltag und einem klaren Ziel vor Augen: der eigene Betrieb. Ihre erste Auftragskonditorei lief so gut, dass sie Aufträge ablehnen musste. Nach dem Umzug aufs Land beginnt sie nun von vorn - im Keller ihres Eigenheims. "Sich einen Namen machen dauert. Aber ich weiß, dass ich den richtigen Weg gehe." Was ihr zu schaffen macht: Konkurrenz durch Schwarzarbeit. "Viele bieten Torten online zu Dumpingpreisen an - da kann ich mit meinem Anspruch nicht mithalten."
Warum sich weniger Frauen als Männer trauen? Schubert vermutet: "Viele unterschätzen sich - oder verzweifeln an der Bürokratie." Ihr half die Beratung der Handwerkskammer. Struktur, Checklisten, Tipps. Auch Thomas wurde begleitet - von Anfang an. "Netzwerke, Beratung, Rückhalt - das ist oft entscheidend."
Bernhard Lainer von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz sieht das genauso: "Gute Vorbereitung ist wichtig - und dann: einfach machen." Seiner Erfahrung nach braucht es neben Planung vor allem eins: den ersten Schritt. Schubert und Thomas sind ihn gegangen. Und zeigen: Manchmal reicht ein Funke Entschlossenheit - und der Traum vom eigenen Betrieb wird Wirklichkeit.