SCHWANDORF. Menschen mit und ohne Behinderung machen gemeinsam Musik, Shakespeare’s „Sommernachtstraum“ trifft auf Schreibwerkstatt mit Migranten, arabische Musikkultur begegnet klassischer Musiktradition: die diesjährige Verleihung des Jugend-Kulturförderpreises in der Spitalkirche Schwandorf war ein Fest der Begegnung von Menschen und Kulturen.
„Kultur ist ein Spiegelbild der Gesellschaft“ betonte Bezirkstagspräsident Franz Löffler und die Preisträger aus Schwandorf, Chammünster und Neumarkt i.d. OPf. zeigten mit den ausgezeichneten Projekten, wie intensiv sich junge Menschen mit der gesellschaftlichen und sozialen Realität unserer Zeit auseinandersetzen.
Das Projekt „Crossing Life Lines“ des Beruflichen Schulzentrums Oskar-von-Miller in Schwandorf organisiert seit drei Jahren Begegnungen junger Flüchtlinge aus Krisenländern des Nahen Ostens und Menschen der südlichen Oberpfalz. Beim biografischen Schreiben, in der Tanz- und Malwerkstatt und bei vielen Aktionen mehr werden die Begegnung unterschiedlicher Kulturen erlebt und persönliche Kompetenzen weiter entwickelt. Das im Bereich „Soziokultur“ ausgezeichnete Projekt stärkt durch Kontakte zu Ausbildungsfirmen und Betriebsbesuchen auch die berufliche Integration. „Mit diesem Projekt schultern Sie eine riesige Aufgabe, die uns alle angeht“, lobte Bezirkstagspräsident Löffler und verwies darauf, dass das Ausmaß und die Bedeutung dieser Integrationsaufgabe angesichts der hohen Flüchtlingszahlen vielerorts noch gar nicht richtig eingeschätzt werden.
Welche Bereicherung Menschen aus anderen Kulturen sein können, zeigte der syrische Asylbewerber Houzam Aldbayat auf der Oud mit einem Stück aus der arabischen Musiktradition. Die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung und aus afrikanischen Ländern hat sich das Ostbayerische Jugendorchester e.V. mit Sitz in Chammünster zum Ziel gesetzt. Orchesterleiter Hermann Seitz leitete ein intensives Austauschprojekt mit dem kongolesischen Blechbläserensemble „Fanfare Masolo“ aus Kinshasa, in dem ehemalige Straßenkinder musizieren. Konzertausschnitt und Bilder machten das „musikalische Können und das besondere soziale Engagement“ der gegenseitigen Besuche deutlich, wie Laudatorin Lisa Praßer, Vorsitzende des Bezirksjugendrings Oberpfalz, dem Preisträger im Bereich „Soziokultur und ästhetisch-künstlerisches Handeln“ bescheinigte. Kulturelle Konflikte und die Natur des Menschen zwischen Gefühl und Verstand, Liebe und Gleichgültigkeit hat schon William Shakespeare zu zeitlosen Schauspielen der Weltliteratur verdichtet. Sara Weber, diesjährige Abiturientin des Willibald-Gluck-Gymnasiums in Neumarkt i.d. OPf., war schon sechs Jahre von Shakespeare’s Welt im Wahlfach „Schultheater“ fasziniert, bevor sie ab der 10. Klasse eigene Theaterstücke inszenierte. In der von ihr gegründeten Theatergruppe „Shakespeare lebt“ begeisterte sie Mitschüler von der sechsten bis zur elften Jahrgangstufe zum Mitmachen und brachte in den letzten Jahren spannungsreich und anspruchsvoll „Romeo und Julia“, den „Sommernachtstraum“ und „Hamlet“ auf die Schulbühne. Bezirksrat und Laudator Thomas Gabler lobte die Theaterleiterin, Kostümschneiderin und Bühnenbildnerin für ihr außerordentliches Engagement, „das sie in den Dienst der Schule stellte und als mündige Bürgerin auszeichne.“
Gelebte Inklusion zeigten Schüler des Cabrini- Förderzentrums Offenstetten und des Ostbayerischen Jugendorchesters bei der musikalischen Umrahmung der Preisverleihung. Höhepunkt war die Gesangeinlage von Andreas Roshkoff von der Cabrini-Schule zum Abschluss. Bezirkstagspräsident Franz Löffler dankte dem Bezirksjugendring Oberpfalz für die gelungene Zusammenarbeit auch bei der Öffnung der Bewerbungskriterien weg von Sparten hin zu Themenfeldern. „Mit dieser Öffnung bekommen wir seit fünf Jahren Bewerbungen und finden Preisträger in einer Qualität, die zeigen: Wir haben eine sehr aktive und lebendige Jugendkultur in der gesamten Oberpfalz.“
[i]Bild unten: Hermann Seitz, Leiter des Ostbayerischen Jugendorchesters Chammünster e.V., freut sich über die Auszeichnung mit Bezirkstagspräsident Franz Löffler (li.) und Bezirksjugendringvorsitzende Lisa Praßer (re.)[/i]