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Mit neuen Konzepten in der Pflege durch die Krise

|   Regensburg

REGENSBURG. Die derzeit vielerorts angespannte Situation an den Kliniken legt offen, wie knapp das Fachpersonal ist, insbesondere in der Pflege. Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) geht daher neue Wege, um eine höhere Zufriedenheit durch verbesserte Arbeitsbedingungen zu erreichen und nimmt an der europaweiten „Magnet4Europe“-Studie teil. Nun hat das UKR den „M4E-Milestone-Achievement-Award“ erhalten, der erste Schritt auf dem Weg zum „Magnet-Krankenhaus“.

Das Coronavirus, witterungsbedingte Unfälle, schwere Erkrankungen - die Betten in den Kliniken sind voll, auch weil es derzeit nicht möglich ist, alle Betten zu betreiben. Gründe dafür sind: der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal sowie eine sich stetig verändernde Arbeitsumgebung. Doch nicht erst seit Beginn der Coronavirus-Pandemie ist klar, gut ausgebildetes Personal ist schwer zu finden und der Konkurrenzkampf ist groß. Das Universitätsklinikum Regensburg positioniert sich im Werben um eben diese Fachkräfte neu. „Das Magnet-Programm ist das umfassendste Projekt, das wir für die Pflege je am UKR gestartet haben. Man muss sehr hohe Qualitätsanforderungen erfüllen, wenn man in das Programm aufgenommen werden möchte. Es ist Herausforderung und Ansporn zugleich“, erklärt Pflegedirektor Alfred Stockinger. „Wir wollen damit unsere Mitarbeiter an uns binden, uns für potentielle neue Mitarbeiter als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und darüber hinaus natürlich die Zufriedenheit der Patienten weiter verbessern.“

Etablierung neuer Maßstäbe für Pflegekräfte und Patienten
Der erste Schritt auf dem Weg zum Magnet-Krankenhaus war eine sogenannte Lückenanalyse. Dafür wurden insgesamt 77 Parameter zu Arbeitsumgebung, Arbeitsstruktur sowie zur Qualität der pflegerischen Versorgung erfasst und die Zufriedenheit von Pflegekräften und Patienten evaluiert. Im Rahmen des Programms tauschte sich das UKR mit dem Pennsylvania Hospital, einem traditionsreichen Krankenhaus der renommierten Penn Medicine aus. Ende 2021 war die Lückenanalyse abgeschlossen und das UKR erhielt den „M4E-Milestone-Achievement-Award“. „Wir sind sehr stolz, diesen für uns wichtigen Meilenstein erreicht zu haben. Jetzt gehen wir diesen Weg weiter und sind motiviert, die nächsten Meilensteine zu feiern. In den kommenden eineinhalb Jahren arbeiten wir deswegen an der Einführung innovativer Strukturen und wollen einen kulturellen Wandel am UKR einleiten“, blickt Pflegedirektor Stockinger in die Zukunft.

Im nächsten Schritt werden nun Praxisprojekte angestoßen, die zum einen an einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter ansetzen, die Professionalisierung der Pflege fördern, innovative Versorgungskonzepte für Patienten noch stärker in den Fokus rücken und die interprofessionelle Zusammenarbeit weiter ausbauen. Auch auf das direkte Arbeitsumfeld der Pflegefachkräfte sollen sich die Projekte auswirken. „Unser Ziel ist es, dass unsere Mitarbeiter lernen, belastende Alltagsumstände zu identifizieren und eigenverantwortlich nach Lösungen zu suchen. Das schärft das eigene Profil und wirkt sich damit direkt positiv auf die Arbeit am Patienten aus“, resümiert Pflegedirektor Stockinger.

Was ist „Magnet4Europe“?
„Magnet4Europe“ basiert auf dem aus den USA stammenden Magnet-Programm, das Krankenhäuser für herausragende Leistungen in der Pflege, eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung sowie für eine höhere Berufszufriedenheit bei den Pflegenden auszeichnet. Es orientiert sich an Forschungserkenntnissen, die zeigen, dass die Förderung eines positiven beruflichen Umfelds für Pflegekräfte zu besseren Ergebnissen für Personal, Patienten und Organisationen führt (American Nurses Credentialing Center, ANCC). Um einen bestmöglichen Output zu erhalten, wird jedem „neuen“ Magnet-Krankenhaus ein erfahrener, Magnet-zertifizierter Twinning-Partner zur Seite gestellt.

Mit über 60 teilnehmenden Kliniken aus sechs europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, England, Irland, Norwegen und Schweden) ist die „Magnet4Europe“-Studie die größte bis dato randomisierte Studie zur Um- und Ausgestaltung des Arbeitsumfeldes in der Pflege. In regelmäßigen Lerngruppen tauschen sich die Kliniken zudem aus und geben Einblicke in die Umsetzung sowie Unterstützung bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben.

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Foto: UKR/Johannes Beutler