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Eine neue Heimat in Regensburg

|   Regensburg

REGENSBURG. 30 Stunden Autofahrt und 2.500 Kilometer liegen hinter Ruslan Denysiuk und seiner Familie, bis er von seiner ukrainischen Heimat endlich Regensburg erreicht. Jetzt haben sie es geschafft, jetzt sind sie sicher vor dem verheerenden Krieg, der ihr Land überrollt hat. Das einstige Privatwohnhaus von Prälat Georg Ratzinger in der Luzengasse, mitten in der Regensburger Altstadt, ist nun ihr neues Zuhause.

Einige Tage später wächst die Hausgemeinschaft noch weiter: Die junge Mutter Galina Lysenko mit ihrer 13-jährigen Tochter Aleksandra sind ebenfalls in das Wohnhaus eingezogen. Sie kommen aus derselben Stadt und sind Mitglieder der Kirchengemeinde des Geistlichen Ruslan Denysiuk. Ihr Mann ist in der Ukraine geblieben. Er verteidigt seine Heimatstadt. Heute besuchte Bischof Rudolf Voderholzer die beiden Familien, um sie in der Domstadt willkommen zu heißen, Trost zu spenden und sich mit ihnen über die aktuelle Lage in ihrer Heimat zu unterhalten. Als Willkommenspräsent überreichte der Bischof Bier, Limonade für die Kinder und eine Marienikone für die christliche Gemeinschaft.

Große Solidarität in der Nachbarschaft
Ruslan Denysiuk ist ukrainisch-orthodoxer Priester. Er ist mit seiner Frau Hanna, den drei Kindern Bogdan (17), Maria (12), Ilia (11) und der 74-jährige Großmutter gekommen. Hanna ist hochschwanger und wird ihr viertes Kind im April bekommen. Für das Ehepaar war die nahe bevorstehende Geburt ihres Kindes ausschlaggebend, schleunigst das Land zu verlassen. Mit ihrem PKW flohen sie über Moldawien, Rumänien, Ungarn und Österreich. Sie stammen aus der am Fluss Dnepr gelegenen Kleinstadt Horischni Plawni, etwa 130 Kilometer von Kiew entfernt. Hier unterrichtet der Geistliche auch Geschichte im Priesterseminar. Als der Krieg in der Ukraine begann, war für Stiftsdekan Dr. Johannes Hofmann vom Kollegiatsstift St. Johann klar, dass man den Menschen helfen muss. Das ehemalige Wohnhaus von Georg Ratzinger, das seit seinem Tod im Sommer 2020 leer steht, ist Eigentum des Stiftes. Über den Caritasverband Regensburg und der Bahnhofsmission konnte ihm schließlich die Familie zur Unterbringung vermittelt werden.

Mit seinen Mitbrüdern organisierte er zuerst das Notwendigste an Möbeln, damit die Familien einziehen konnten. Und als sich in der Nachbarschaft der Luzengasse herumsprach, dass hier nun Geflüchtete aus der Ukraine angekommen sind, war die Solidarität sehr groß. Töpfe, Geschirr, Kleidung, Möbel und auch Spielzeug für die Kinder wurden zusammengetragen, um die beiden Familien zu unterstützen. Auch für das erwartete Baby haben die Anrainer bereits das Wichtigste zusammengetragen. Mitten im Besuch von Bischof Rudolf kommt auch schon die nächste Lieferung: Ein Team des Kolpinghauses bringt weitere Betten, Matratzen und Schränke. Auch zwei weitere Immobilien stellt das Kollegiatsstift St. Johann ukrainisch Geflüchteten zur Verfügung.

Friedensgebet mit den Domspatzen
Ein weiteres Zeichen der Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine setzt Bischof Rudolf mit einem musikalischen Friedensgebet im Regensburger Dom St. Peter am Samstag, 26. März 2021 um 16 Uhr. Die Domspatzen gestalten die Feier musikalisch und sammeln am Ende Spenden für die Ukraine. Ruslan Denysiuk wird eine Fürbittenreihe in seiner Heimatsprache singen.

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Fotos: Jakob Schötz