REGENSBURG. „Am Sterbetag des heiligen Bischof Wolfgang, der sein himmlischer Geburtstag ist, lade ich Sie alle ein zum Maßnehmen an seinem Vorbild im Glauben“, mit diesen Worten begrüßte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer am Dienstagabend in der vollbesetzten Basilika St. Emmeram die Gläubigen zum Pontifikalamt am Hochfest des ersten Bistumspatrons, des hl. Bischof Wolfgang (924?994). Unter dem Leitspruch „einfach glauben – leben wagen“ gedenkt das Bistum vom 31. Oktober 2023 bis 31. Oktober 2024 des 1100. Geburtstages des 13. Bischofs von Regensburg, der von 972 bis 994 segensreich die Geschicke der Diözese bestimmte.
Seine europäische Dimension wurde auch dadurch deutlich, dass drei hochrangige Gäste aus Tschechien nach Regensburg gekommen waren. Alt?Erzbischof Dominik Kardinal Duka OP von Prag (2010?2022) vertrat seinen Amtsnachfolger, Erzbischof Jan Graubner. Aus der Partnerdiözese Pilsen waren der amtierende und der emeritierte Bischof Konzelebranten, Bischof Tomáš Holub (seit 2016) und Bischof František Radkovský (1993?2016). Weihbischof Reinhard Pappenberger und Weihbischof Dr. Josef Graf sowie der Pfarrer von St. Emmeram, Stadtdekan Roman Gerl, komplettierten die Runde der Konzelebranten.
Heilige sind Vorbilder und Fürsprecher im Himmel
„Kann ein Bischof, der vor über 1000 Jahren gelebt hat, im 21. Jahrhundert für uns noch Bedeutung haben?“ Mit dieser Frage stieg Bischof Dr. Rudolf Voderholzer in seine Predigt ein, die im Anschluss von Bischof Tomáš Holub in tschechischer Sprache zusammengefasst wurde. Er kann es! So wie sein Reliquienschrein in der Krypta von St. Emmeram kein Sarg, sondern die Wiege des christlichen Glaubens in Regensburg sei, so gebe es viele Aspekte seines bewegten Lebens, die uns heute etwas zu sagen hätten, so Bischof Rudolf. Zwei davon sind Bischof Rudolf persönlich sehr wichtig. Bischof Wolfgang strebte nie ein Amt an, als er es dann doch bekam, nutze er es nicht zur Machtentfaltung, sondern zur Glaubensverbreitung. So trennte er z.B. ein Teil des Bistumsgebietes ab, damit die Diözese Prag entstehen konnte. Das brachte Regensburg zwar wirtschaftliche Verluste, den Böhmen aber ihre kirchliche Eigenständigkeit. Das heutige Erzbistum Prag konnte heuer sein 1050. Gründungsjahr feiern. Zum anderen verband Bischof Wolfgang immer Verkündigung und Leben miteinander. Selbst sein Sterben, das nicht hinter verschlossener Tür stattfand, war ein lebendiges Zeugnis seines tiefen Glaubens.
„Vergelt´s Gott für die Unterstützung!“
Alt?Erzbischof Dominik Kardinal Duka OP richtete vor dem Segen das Wort an die Gläubigen, grüßte von seinem Prager Amtsnachfolger und dankte für die Einladung. Mit der „Missa Brevis in D“ (KV 194) von Wolfgang Amadeus Mozart habe er sich heute sowohl in Bayern, als auch in Wien und Prag gefühlt. Denn die hörbare bayerische, österreichische und böhmische Spiritualität wurzele in der gleichen Quelle, im christlichen Glauben im Herzen Europas. Es seien sowohl die Klöster als auch die heiligen Herrscherehepaare gewesen, die der Verbreitung des Glaubens und seiner Verankerung in den Ländern Europas gedient haben. „Viele Klöster sind heute leer“, so der Kardinal, „und viele Familien heute kinderlos“. Es müsse inständig gebetet werden, denn unsere Hoffnung seien die Kinder, die Zukunft der Kirche. Mit einem Schmunzeln bezeichnete er das Erzbistum Prag als die „alte Tochter des Bistums Regensburg“ (gegründet 973) und Pilsen als die „junge Enkelin“ (gegründet 1993).
Hinabsteigen zum Meister des Sterbens
Im Anschluss an das Pontifikalamt zogen die Bischöfe, Dekan Roman Gerl und der liturgische Dienst an den Schrein des hl. Wolfgang in der Wolfgangskrypta, wo die „Letzten Worte des hl. Wolfgang“ vorgetragen wurden: „Öffnet die Türen und lasst alle herein, die mich sterben sehen wollen. (...) Sterben ist keine Schande, Schande bringt nur ein schlechtes Leben. Es mag jeder in meinem Tod schauen, was er in seinem Eigenen zu erwarten und zu befürchten hat.“ Danach wurde er als „Mann des Gebetes und der Betrachtung“, „Freund der Slawischen Völker und Missionar des Ostens“ angerufen sowie als „Schutzpatron vorplötzlichem Tod“.
Bayerisch?Böhmische Verbundenheit
Die Unabhängigkeit der Kirche in Böhmen verdankt diese dem hl. Bischof Wolfgang, der die Abtrennung eines großen Gebietes vom Bistum Regensburg möglich machte. Seit 1992 ist das Bistum Regensburg auch mit dem neugegründeten Bistum Pilsen freundschaftlich verbunden. Der 30. April 2016 verbindet vier Bischöfe in besonderer Weise. Damals spendete nämlich Erzbischof Duka in der St. Bartholomäus?Kathedrale in Pilsen Tomáš Holub die Bischofsweihe, Mitkonsekratoren waren die Bischöfe Radkovský und Voderholzer. Die Verbundenheit war auch hörbar. Bischof Rudolf begrüßte die Gläubigen auch in Tschechisch, eine Lesung und eine Fürbitte wurden von Lektoren aus Pilsen in ihrer Muttersprache
vorgetragen und das Liedheft war teilweise zweisprachig.
365 Tage St. Wolfgang
Das Angebot des Wolfgangsjahres ist sehr reichhaltig und vielfältig. Es gibt geistliche Musik von den Domspatzen, eine eintägige Diözesanwallfahrt zum Wolfgangsee und man kann unterwegs sein „Auf Wolfgangsspuren durch das Bistum“. Die traditionelle Wolfgangswoche im Juni wird eröffnet mit einer Wallfahrt nach Neukirchen beim Heiligen Blut, bei der auch der Wolfgangsschrein von Regensburg in die nördliche Oberpfalz gebracht wird. Wie jedes Jahr mündet diese dann wieder in der Priesterweihe im Dom St. Peter in Regensburg. Es wird Vorträge und Filme geben und sogar ein Wolfgang?Musical. Ein feierliches Pontifikalamt am 31. Oktober 2024 in der Basilika St. Emmeram schließt das Jubiläumsjahr ab. Mit unterschiedlichen Arbeitsmaterialien kann das Leben und Werk Bischof Wolfgangs in Pfarrei,
Schule und Familie nähergebracht werden. Besonderes Schmankerl im wahrsten Sinne des Wortes sind Fruchtgummis mit den Wolfgangsattributen Kirchengebäude, Herz, Mitra, Bischofsstab und Hackl.
Das gesamte Programmheft für das Jubiläumsjahr 2024 findet man unter www.bistumregensburg.de