CHAM. Es war wieder mal so weit, dass unser Mitarbeiter Ludwig Magerl seinen Freunden mitteilte: ich bin dann mal wieder weg - nämlich auf der 17. Aktiv-Kreuzfahrt mit dem Bayerischen Rundfunk. Diesmal ging es ins westliche Mittelmeer.
Hier sein Reisebericht, wie immer sehr persönlich ...
Lange hatten die Kreuzfahrer diesmal warten müssen, denn so spät im Jahr startete noch nie eine Radlreise. Aber deshalb war auch die Vorfreude länger als sonst. Schon im Vorfeld wusste ich, dass einige langjährige Bekannte leider nicht mehr dabei sind. Maria hatte sich den Fuß verletzt, von Christine und Irmi hörte ich gar nichts und Karin vergnügt sich wohl derzeit in Münster, schade! Christine B. war leider zu spät dran, das Schiff war ausgebucht. Auch Hannelore und Nils fehlten. Dafür antwortete Bettina auf mein FB-Info ......und wir samma dabei .....
Und so startete ich am Sonntag 21. Oktober zum letzten Abenteuer Europas, und es wurde tatsächlich ein echtes Abenteuer. Viele Stunden dauerte die Nachtfahrt ab Regensburg über den Brenner ( 2 °) aber das Wetter besserte sich bis auf 19 °
Montag, 12. Oktober 2015
Leichter Nieselregen empfing uns in Nizza aber von den Unwettern mit Überschwemmungen eine Woche vorher war nichts mehr zu bemerken. Grosses Hallo gab es beim Aufeinandertreffen mit vielen langjährigen Bekannten (ich vermeide ausdrücklich den Begriff 'alte Bekannte'!). Gefühlte 60 Prozent dieser Kreuzfahrt waren schon öfter dabei.
Noch vor dem Auslaufen fand die vorgeschriebene Seenotrettungsübung statt, hier traf ich schon wieder zahlreiche Freunde: Marianne mit Erwin, Phil (die gleich am ersten Tag schon zum beruflichen Einsatz kam), Alois, Bettina, Herbert, Hannelore, Manfred, Monika und Helmut, Gaby aus Landshut, Karin mit Klaus und Philipp, Lilo, Brigitte und Herbert, Elfriede mit Gerhard usw. usw. Meine neuen Mitreisenden Sieglinde und Max staunten nur so ...
Die vorgeschriebene Seenotrettungsübung war schnell absolviert und nach dem Abendessen stellte Thomas Gaitanaides (ihr könnt Toto zu mir sagen) das Team des BR vor mit einigen Neulingen. Mit 388 Radlern (davon ca. 45 E-Biker) und 20 Nichtradlern war das Schiff ausgebucht. Mit einem ooooohhh wurde zum Ausdruck gebracht, wie sehr man den langjährigen Schlussmann Karl Zwerger vermisste. Aber sein Nachfolger Charly ist auch ein erfahrener Radler. Bei der Ausgabe von Radltrikots zeige sich, wie begehrt diese sind. Denn von den 388 Radlern wurden die 500 vorrätigen Trikots im Nu beansprucht. Keiner hatte mehr als eines mitgenommen !?
Dienstag, 13. Oktober 2015
In der Nacht war die MS Berlin nach Sete/Frankreich getuckert und kurz nach 9 Uhr traten wir schon in die Pedale. Das Wetter war angenehm und die Strecke flach. Begleitet wurden wir von zahlreichen Polizisten und einem Motorradclub, die jedoch mit ihren lärmenden Maschinen mehr störten als nützten. 60 km hatte ich auf dem Tacho und benötigte 3:33 reine Fahrzeit, der Temposchnitt war 16,27 km/h.
Am Abend bat Kapitän Alberto Tarozzi zum Willkommens-Cocktail und dann bahnte sich das Abenteuer an: Sturm wurde angekündigt mit 6 Meter hohen Wellen. Dann kam auch noch der Ausfall einer Turbine dazu. So entschloss sich der Kapitän, nicht aufs offene Meer hinauszufahren, sondern Barcelona anzulaufen und dort die Reparatur vorzunehmen. Das Stürmchen in der Nacht war harmlos, trotzdem waren einige blass und beanspruchten T&T (=> Tabletten und Tüten).
Mittwoch, 14. Oktober 2015
Durch diese unerwartete Kursänderung kamen wir in den Genuss den ganzen Tag in Barcelona zu verbringen. Einige ließen sich mit Rundfahrt-Bus die Sehenswürdigkeiten zeigen, andere bummelten zu Fuß durch diese herrliche Stadt.
Der Abend brachte eine weitere Überraschung. Auf Drängen von Toto gab die Kreuzfahrtchefin Romana bekannt, dass alle Getränke frei sind. Das verführte natürlich zu einer enormen Steigerung des Getränkekonsums. Annemarie bestellte großzügig eine Runde nach der anderen, dass es Gabi glatt vom Hocker haute. In der Nacht umkreiste ein Schwarm Vögel das Schiff, die keiner identifizieren konnte
Donnerstag, 15. Oktober 2015
Ein Seetag musste eingeschoben werden und das Unterhaltungsprogramm an Bord wurde ausgiebig genutzt. Zum Vortrag 'Demenz' ging ich ungern, aber das Interesse war riesengroß.
Blutdruck, Zucker-Messen usw. brachte die Erkenntnis, dass Radler mit den besten Werten ausgestattet sind. Preisschafkopf, Chor und Gymnastik ließen keine Langeweile aufkommen. Auch die Ruhe auf dem Sonnendeck beim Sonnenbaden war herrlich, keine Musik, keine Handyklingeln, nur das Plätschern der Wellen und das gleichmäßige Brummen der reparierten Motoren waren zu hören. Am Abend wieder Gratisgetränke bis zum Abwinken ...
Freitag, 16. Oktober 2015
Endlich wieder ein Radltag, Trapani auf Sizilien wurde angelaufen und bei herrlichem Wetter die Fahrt nach Marsala angetreten, vorbei an Windmühlen, Salzseen und Bergen von Salz und immer am Meer entlang. Marsala wurde per Pedes erforscht und dann ging es wieder zurück in flotter Fahrt. Ein Augenschmaus auf der Rückfahrt war ein Korso von Ferraris, Lamborghinis, Porsche und anderen Luxusautos.
Samstag, 17. Oktober 2015
Syrakus/Italien war unser Ziel, mit Tenderbooten wurden wir an Land gebracht. Ein schaukeliges Vergnügen. Schon nach wenigen Kilometern strömten wir in den Archäologischen Park und bestaunten griechisches Theater, Grotte und Dionisios Ohr. Marianne freute sich über ein Steinchen für ihren Krippenbau. Nur 27 km waren wir gefahren, deshalb war noch genügend Kondition für Aktivitäten am Abend
Sonntag, 18. Oktober 2015
Wieder war ein Seetag auf dem Programm, vorbei am aktiven Vulkan Stromboli, der mit rauchender Gipfelfahne grüsste. Jeder verbrachte diese Stunden auf seine Weise mit Shuffleboard, Schafkopfen und Handtuchfalten. Sogar wie man sein Fahrrad repariert konnte man lernen.
Montag, 19. Oktober 2015
In Civitavecchia, dem Hafen von Rom legten wir früh am Morgen an. Beim Start um 9 Uhr sah es nach Regen aus, aber schon bald zogen sich die Wolken zurück. In flotter Fahrt erreichten wir Castello. Das dortige Museum konnte besichtigt werden, andere zog es an den Strand und sie wagten sich in das wellenreiche Meer. Die gefahrenen 45 Kilometer waren nicht anstrengend, dafür mehr die Disco von Lutz und Bruno am Abend.
Dienstag, 20. Oktober 2015
Im Hafen von Portoferraio auf der Insel Elba legte die MS Berlin an, Napoleon war hierher verbannt worden. Als Königsetappe war die Radltour angekündigt worden und viele hatten sich das zu Herzen genommen und verzichteten auf die Tour. Es war aber auch tatsächlich eine anspruchsvolle Strecke. Schon nach 4 km tauchte der erste Berg auf und 335 Höhenmeter waren zu erklimmen. Herrlich war dann die Abfahrt. Aber nur wenige Kilometer weiter baute sich ein Riesenberg auf, zwar nur 165 hm, aber auf relativ kurzer Strecke. Auf Serpentinen schraubten wir uns in die Höhe, viele schoben ihr Rad, bissen die Zähne zusammen und wurden auf der Passhöhe mit viel Beifall empfangen. Der innere Schweinehund war bezwungen, jeder war stolz auf seine eigene Leistung und die herrlichen Ausblicke auf das Meer und die vielen Buchten entschädigten für die Anstrengung. Die Mittagspause in Porto Azzurro haben wir alle genossen bei herrlichem Sonnenschein unter Palmen. Nach 50 km Radeln kamen wir um 16 Uhr wieder am Schiff im Hafen von Portoferraio an und dann war jede Menge Zeit sich zu erholen.
Mittwoch, 21. Oktober 2015
Vom großen Industriehafen Livorno führte die heutige Strecke nach Pisa zum weltberühmten schiefen Turm. Auf total flacher Strecke flitzte die Radlkolonne nur so dahin, nur die E-Bikes schnurrten und so mancher Freilauf knatterte zwischendurch. Auf einem großen Platz stellten wir unsere Räder ab und so hatten wir nur einen kurze Fußmarsch zu diesem bekannten Turm. Unzählige Touristen bevölkerten das Gelände. Manche in komischen Posen, da sie den Turm stützen wollten und sich dabei fotografieren ließen. Insgesamt 62 km absolvierten wir und alle schafften das ohne Anstrengung.
Dann in der Nacht begannen schon die ersten Vorbereitungen auf das Ende der Reise. Das Gepäck wurde vor die Kabine gestellt und war am Morgen schon verschwunden.
Donnerstag, 22. Oktober 2015
Ungewöhnlich früh um 6 Uhr mussten wir schon die Kabinen räumen, aber dann war doch Zeit um ausgiebig zu Frühstücken und sich von den vielen Freunden zu verabschieden. Wir waren inzwischen schon im Hafen von Nizza angekommen und um 9 Uhr verließ ich die MS Berlin, die auch im Jahr 2016 wieder auf Aktiv-Kreuzfahrt geht, dann wieder ins östliche Mittelmeer. Ob sie das wohl aushält bei ihren Altersbeschwerden ?
Zusammenfassung:
1789 Seemeilen = 3.313,82 km legte die MS Berlin auf dieser Reise zurück.
Neben den vielen langjährigen Bekannten habe ich auch einige neue Freunde kennengelernt: die supernetten Walli und Dieter an unserem Abendtisch mit Sieglinde und Max, Doris mit ihrer Mama, Annemie und ihre Freundin Luise, Manfred und Brigitte, Gunnar und seine Frau Erika, den umwerfenden Lothar, Marie und Luise (mit erst 14 Jahren die Jüngste auf dem Schiff), die sich unter den Senioren so wohl fühlte. Und nicht zu vergessen Annemarie, die tolle Sängerin aus Valley. Ein Augenschmaus war die Trachtengruppe aus Berchtesgaden. Der Altersdurchschnitt war wieder sehr hoch, gefühlte 65 Jahre. Vielleicht hatte das die Kreuzfahrtchefin Romana dazu verleitet, die MS Berlin als Mumien-Schiff (=> MS) zu bezeichnen, was ihr jedoch viele Buhrufe brachte.
Vermisst habe ich das herrliche Dessert-Büffet aus früheren Jahren und auch das Käptn-Dinner war ausgefallen und als Abschiedsessen deklariert worden.