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Rekordteilnehmerzahl beim „Marsch für das Leben“ in München

|   Regensburg

REGENSBURG / MÜNCHEN. Der „Münchner Marsch für das Leben“ findet erst zum vierten Mal statt. Doch in diesem Jahr haben weit mehr Menschen als in den vergangenen Jahren teilgenommen. Mehr als 6.000 Teilnehmer versammelten sich zuerst auf dem Königsplatz zur Eröffnungsveranstaltung. Danach zog der Demonstrationszug durch die Münchner Maxvorstadt. Nach Berlin und Köln etabliert sich der Marsch für das Leben nun auch in Bayern. Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer spendete den Abschlusssegen und betonte: „Wir machen von unserem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch, für ein Grundrecht unsere Stimme zu erheben, das von unserem Grundgesetz geschützt ist.“ 

Lebensschützer: „Leben feiern und die Schönheit und Würde des menschlichen Lebens in jedem Moment seines Daseins bezeugen“ 

Für die Lebensschützer, die aus vielen Teilen Deutschlands extra nach München gekommen sind, war die diesjährige Protestkundgebung ein voller Erfolg. Noch nie versammelten sich mehr Menschen zu einem friedlichen Protest in der bayerischen Landeshauptstadt, um für das ungeborene Leben und gegen Abtreibung ihre Stimme zu erheben. Organisiert wird der Marsch vom Verein Stimme der Stillen, aber auch von der Initiative 1000plus, die sich für schwangere Frauen in Not einsetzt. Wie die Organisatoren betonten, wolle man „das Leben feiern und die Schönheit und Würde des menschlichen Lebens in jedem Moment seines Daseins bezeugen“. 

Unter den tausenden Demonstranten waren auch der Regensburger Bischof Dr. Voderholzer, der Augsburger Weihbischof Florian Wörner sowie Weihbischof Thomas Maria Renz aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Zuvor hatten der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB und der Bischof von Eichstätt, Dr. Gregor Maria Hanke, Grußworte an die Teilnehmer entsendet.  

Bischof Dr. Voderholzer: Wir haben von unserem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch gemacht, für ein Grundrecht unsere Stimme zu erheben“ 

Der Regensburger Bischof Dr. Voderholzer, der in München geboren wurde, viele Jahre seines Lebens dort verbrachte und in diesem Jahr das erste Mal bei der Protestkundgebung dabei war, betonte vor seinem Abschlusssegen: „Wir haben von unserem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch gemacht, für ein Grundrecht unsere Stimme zu erheben, das von unserem Grundgesetz geschützt ist. Und als Christen wissen wir, dass dieses Grundrecht noch tiefer in der Gottesebenbildlichkeit eines jedes Menschen gründet. Die Würde ist eine vom ersten Augenblick der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.“ In seiner Rede nahm der Regensburger Oberhirte auch Bezug auf die Erklärung des Dikasteriums für die Glaubenslehre „Dignitas infinita („Über die menschliche Würde“), die am 8. April 2024 veröffentlicht wurde. Dort heißt es: „Die Kirche bekräftigt und bestätigt im Licht der Offenbarung in absoluter Art und Weise diese ontologische Würde der menschlichen Person, die nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen und in Christus Jesus erlöst wurde.“ In der Erklärung „Dignitas infinita“ wurde unter Rückbezug auf die Konzilskonstitution „Gaudium et spes“ auf eine Reihe von schweren Verletzungen der Menschenwürde hingewiesen, darunter u.a. Abtreibung, Euthanasie, Leihmutterschaft und freiwilligen Suizid. 

Bischof Voderholzer: Wir lassen uns die Stimme nicht verbieten, wer das verhindern will, ist ein Feind der Demokratie 

Darüber hinaus betonte Bischof Rudolf, „dass wir denen eine Stimme geben, die noch keine, oder keine mehr haben. Diese Stimme werden wir uns nicht verbieten lassen. Wir nehmen von unserem Recht Gebrauch – und wer uns daran hindern will, ist ein Feind der Demokratie.“ Danach spendete der Bischof unter dem Applaus von Tausenden den Abschlusssegen. 

Unmut der Demonstranten über Entscheidungen der Ampel-Regierung 

Die vielen Demonstranten in München zeigen auch, dass sie mit den Entscheidungen der Ampel-Regierung nicht einverstanden sind. Die Kommission der Bundesregierung zur „reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ wird am 15.04.2024 ihre Ergebnisse präsentieren. Zu befürchten ist, dass die Kommission die Legalisierung von Abtreibungen und Leihmutterschaft in Deutschland vorschlägt. Dies wäre ein Angriff auf Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz. Dort heißt es bewusst in Abgrenzung nationalsozialistischer Gräueltaten: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Der zweite Absatz von Artikel 1 lautet: „Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“  

Für Protest unter den Lebensschützern sorgte auch in dieser Woche der in erster Lesung von der Bundesregierung am 10. April im Bundestag eingebrachte Entwurf eines Gesetzes gegen die sogenannte Gehsteigbelästigungen, also gegen das friedliche Gebet vor Abtreibungskliniken und Beratungsstellen. Isabel Vaughan-Spruce, Direktorin des „UK March for Life“, die neben Birgit Kelle eine der Rednerinnen bei der Eröffnung der Veranstaltung war, wurde in England wegen stillen Gebets vor einer Abtreibungsklinik bereits zweimal aufgrund solcher Gesetze von der Polizei verhaftet – und beide Male von den Gerichten wieder freigesprochen. 

Ökumenische Woche für das Leben – Behinderte nicht ausgrenzen 

Parallel zur Veranstaltung in München wurde am 13. April 2024 die Ökumenische Woche für das Leben eröffnet. Laut Statistischem Bundesamt wurden im 3. Quartal 2023 in Deutschland rund 26.600 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet. Das waren 0,7 % mehr als im 3. Quartal 2022. Etwa neun von zehn Schwangeren lassen in Deutschland bei einer Trisomie 21 einen Abbruch vornehmen. Gegen diesen Trend der Selektion von Ungeborenen ruft die Ökumenische Woche dazu auf, menschliches Leben zu schützen und Menschen mit Behinderungen zu akzeptieren sowie in die Gesellschaft aufzunehmen. „Jedes Leben ist lebenswert“. An diese Lebenswürdigkeit muss erinnert werden, denn eine Gesellschaft darf weder selektieren noch diskriminieren. Darum setzen sich seit über 20 Jahren sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche für den Lebensschutz aller Menschen ein.  

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Foto: © Dr. Stefan Groß
Foto: © Dr. Stefan Groß