BRUCK IN DER OBERPFALZ. (obx) - Andreas Drexler trägt seine Zimmerertracht mit Stolz. "Wenn der Beruf Spaß macht, dann sieht man über viele Schwierigkeiten einfach hinweg", sagt der 47-jährige Handwerksmeister, als er sich in seiner Kluft für ein Foto vor seinem Meisterbrief postiert. Auch er hat derzeit mit den hohen Energiepreisen und überbordender Bürokratie zu kämpfen. Trotzdem ist für ihn das Glas eher halbvoll als halbleer. "Wir können im Moment über die Auftragslage nicht klagen", sagt er. Rund 90 Prozent seiner Aufträge generiert der Zimmerer in unmittelbarer Nähe zu seinem Firmensitz in Bruck in der Oberpfalz. Dort hat er sich 2010 mit der Holzbau Drexler GmbH & Co. KG selbstständig gemacht. Für ihn eine gute Entscheidung: "Ich würde beides wieder so machen: die Berufswahl und den Schritt in die Selbstständigkeit."
Mit "wir" meint Andreas Drexler sein Team: einen Techniker, vier Gesellen, zwei Bauhelfer, drei Lehrlinge, zwei Bürokräfte - und zuvorderst seine Frau Simone, die auch im Büro mitarbeitet. Mit ihr hat er sich lange beraten, bevor er sich 2010 nach vielen Jahren im Angestelltenverhältnis für den eigenen Betrieb entschied. "Anfangs wurde auch nachts gearbeitet", erinnert er sich. Und seine Frau ergänzt: "Unsere erste Tochter war damals erst zwei Jahre alt. Wir haben mit vier Leuten und einer sehr guten Auftragslage angefangen, es ging also gleich voll los." Leicht sei diese Zeit als junge berufstätige Mutter für sie nicht gewesen. "Man muss sich eben gut organisieren, das ist bis heute so geblieben."
Inzwischen haben die Drexlers drei Kinder im Alter von sechs, zwölf und 15 Jahren. "Natürlich wäre es schön, wenn einmal eins von ihnen den Betrieb weiterführt", sagt das Ehepaar unisono. Schließlich stecke viel Herzblut im Unternehmen. 2016 wurde die eigene große Produktionshalle samt Verwaltungsräumen in Bruck in der Oberpfalz gebaut, die Anzahl der Mitarbeiter erhöhte sich seit der Firmengründung von vier auf aktuell zwölf Leute.
Elf Zimmerer hat Andreas Drexler inzwischen ausgebildet. Er kann sich an jeden seiner Lehrlinge noch gut erinnern: "Es macht schon viel Arbeit, bis man einen Teenager gut ausgebildet hat", sagt er lächelnd. Nachwuchssorgen kennt der Zimmerermeister jedenfalls nicht. Für 2024 und auch nächstes Jahr hat er bereits jeweils einen Auszubildenden unter Vertrag. Für die Nachwuchsgewinnung tut Drexler auch einiges. Schon seit Jahren geht er in Kindergärten und Schulen, um jungen Leuten seinen Beruf vorzustellen und für das Zimmererhandwerk zu werben. Als im vergangenen Schuljahr für alle allgemeinbildenden weiterführenden Schulen in Bayern ein "Tag des Handwerks" zur Pflicht wurde, meldete er sich mit seinem Betrieb sofort auf der entsprechenden Onlineplattform der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz an, um diese "einmalige Chance für das Handwerk" zu unterstützen.
Das Ziel des verpflichtenden "Tags des Handwerks" ist es, Schülerinnen und Schülern handwerkliche Tätigkeiten näherzubringen und ihnen das Handwerk und die damit verbundenen Ausbildungsmöglichkeiten begleitend zum Unterricht vorzustellen.
Die Handwerkskammer engagiert sich mit drei Formaten, um den "Tag des Handwerks" zur Erfolgsgeschichte zu machen: Berufsorientierungstage in den Bildungszentren der Kammer, Praxistage in allen teilnehmenden Handwerksbetrieben und mit einer praxisnahen Vorstellung der Berufe durch verschiedene Handwerks-Parcours an allen interessierten Schulen. "Damit der Tag des Handwerks so erfolgreich bleibt wie er in Ostbayern im letzten Jahr gestartet ist, braucht es eine möglichst breite Beteiligung von Handwerksbetrieben, Innungen, Kreishandwerkerschaften, Verbänden und Bildungseinrichtungen, sagt Jürgen Kilger, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Kilger freut sich, dass Andreas Drexler auch in diesem Jahr wieder mit an Bord ist.
Zimmermeister Andreas Drexler sieht in punkto Nachwuchsgewinnung auch seine Handwerkskollegen in der Pflicht: "Man darf nicht nur über den Fachkräftemangel schimpfen, sondern man muss aktiv für seinen Beruf werben und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen", sagt er.