SCHWANDORF. Schwandorf ist nun offiziell mit der italienischen Stadt Gualdo Tadino befreundet – die Oberbürgermeister unterzeichneten den Vertrag. Die Geschichte lebt immer von persönlichen Beziehungen, in der Familie, in der Heimat, national und international. So sind in Schwandorf die Städtepartnerschaften mit Libourne in Südwestfrankreich und auch mit Sokolov in Tschechien entstanden, die nun schon sechs bzw. fast drei Jahrzehnte das europäische Leben vor Ort sichtbar und erlebbar machen. Seit einer Woche nun sind die Große Kreisstadt Schwandorf und Gualdo Tadino im italienischen Umbrien eine offizielle Städtefreundschaft eingegangen.
Seit dem Jahr 2007 wird am Schwandorfer Carl-Friedrich-Gauss-Gymnasium die Sprache Italienisch gelehrt. Eine ehemalige Lehrerin hatte ihre ersten zehn Lebensjahre in Gualdo Tadino (Region Perugia, auf der Landkarte etwa auf Mitte des Stiefelschafts, östliche Seite) verbracht, bevor sie nach Deutschland kam. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass man sich als Partnerschule des CFG eben das „Istituto di Istruzione Superiore Raffaele Casimiri“ aussuchte. Seit dem Jahr 2017 erfolgte dann ein Schüleraustausch, der sich bis heute jährlich regen Zuspruchs erfreut. Die gegenseitigen Besuche der Schüler und der Lehrerschaft führten zu festen Freundschaften, gemeinsame Erlebnisse prägten die vergangenen Jahre.
Der Bürgermeister Massimiliano Presciutti – seine Amtsbezeichnung lautet auf Italienisch „sindaco“ – reiste in den letzten Jahren nach der Corona-Pandemie mehrmals mit verschieden besetzten Delegationen nach Schwandorf und nahm dort an Bürgerfesten und Volksfesten teil. Sofort herrschte zwischen den Schwandorfern und den Gästen aus Umbrien große Sympathien.
In der Folge bereitete man in der Stadtverwaltung Schwandorf eine Beschlussvorlage für den Kulturausschuss vor, die zum Inhalt hatte, dass man unter Berücksichtigung der positiven freundschaftlichen Entwicklung der beiden Städte zwischen ihnen eine
Städtefreundschaft anbieten solle. Nachdem auch dies erfolgt war, trat Oberbürgermeister Andreas Feller nun zusammen mit einer insgesamt sechsköpfigen Delegation eine besondere Reise in die Region Perugia an – mit der vorbereiteten Freundschaftserklärung im Gepäck.
Nach zehnstündiger Fahrt erreichte man Gualdo Tadino, und dort waren bereits die ersten Momente der Ankunft von einer Herzlichkeit geprägt, wie man sie sich im Bilderbuch vorstellt. Neben einem Empfang in der örtlichen Pfarrei bei einem Fastenessen mit etwa 100 Bewohnern stand ein Rundgang durch das malerische Bergdorf an. Tags darauf besuchte Feller das Istituto Casimiri. Dort traf der Oberbürgermeister auch wieder auf die Schwandorfer Schülerschaft, die zu der Zeit während des Austauschprogrammes ebenfalls gerade vor Ort waren.
Am Nachmittag schließlich versammelten sich alle im festlich geschmückten Rathaussaal von Gualdo Tadino, wo unter großem regionalen Medieninteresse die Zeremonie zur Besiegelung der Städtefreundschaft begonnen wurde. Sindaco Presciutti und Oberbürgermeister Feller sangen, so wie ihre jeweiligen Landsleute auch, zunächst das Deutschlandlied und dann die italienische Nationalhymne. Dann legten beide Stadtoberhäupter dar, was sie zu diesem Schritt bewogen hatte. Beide betonten, dass gerade in Zeiten des Krieges auf europäischem Boden und vor dem Hintergrund der stark angegriffenen offenen Demokratie ein deutliches Zeichen der Freiheit und der Freundschaft unter den europäischen Völkern gesetzt werden sollte. „Wenn man schon in jungen Jahren anfängt, eine fremde Sprache nicht nur aus dem Buch zu erlernen, sondern wenn man die Lebensart unsere Freunde in Europa aus erster Hand kennenlernt, dann entsteht daraus tiefes Verständnis und ein Gefühl, wie kostbar der Frieden und die Freundschaft bei uns ist“, sagte Feller nach der Unterzeichnung. Sein Amtskollege Presciutti ergänzte: „Es ist kein Zufall, dass Andreas Feller am CFG und ich am Istituto Casimiri gewesen sind und dass wir jetzt unsere Ämter bekleiden dürfen. Mit der Städtefreundschaft und dem Schüleraustausch gehen wir diesen erfolgreichen Weg weiter und geben das Feuer, das in uns brennt, an die nachkommenden Generationen weiter.“
Im April erfolgt dann der Gegenbesuch der italienischen Schüler in Schwandorf. Oberbürgermeister Andreas Feller überreichte sindaco Presciutti eine herzliche Einladung zum Schwandorfer Volksfest Anfang Juni. Leider kann Massimiliano Presciutti dieses Mal nicht mit dabei sein, da am 09. Juni Kommunalwahlen anstehen. Er sagte jedoch zu, eine Delegation aus Gualdo Tadino zum Schwandorfer Volksfest zu entsenden.