STÄDTEDREIECK. Einen kleinen Mischwald aus 200 Buchen, Linden, Douglasien und Esskastanien haben Schülerinnen und Schüler der Klasse 5G der Sophie-Scholl-Mittelschule im Raffa gepflanzt. Dies war zugleich der offizielle Startschuss für das Projekt „Zukunftswald Städtedreieck“ des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).
Das Projekt „Zukunftswald Städtedreieck“ ist auf zwei Jahre angelegt und hat das vorrangige Ziel, die Bevölkerung der Städte Burglengenfeld, Teublitz und Maxhütte-Haidhof für den Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Wald zu sensibilisieren und klar zu machen, dass eine sachgerechte Bewirtschaftung der Wälder deren Zukunftschancen deutlich verbessern kann. Darüber hinaus sollen in weiteren Schritten Waldbesitzer aus dem Städtedreieck gezielt angesprochen und für Waldumbaumaßnahmen gewonnen werden. Die Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste bei der Pflanzaktion im städtischen Wald von Burglengenfeld zeigte für Wolfhard-Rüdiger Wicht, Bereichsleiter Forsten beim AELF, „wie wichtig das Thema ist“. So griffen Burglengenfelds Bürgermeister Thomas Gesche, der 2. Bürgermeister aus Teublitz, Robert Wutz, sowie Heinz Weilhammer, Rektor der Mittelschule Burglengenfeld, selbst zum Spaten, um Esskastanien zu pflanzen.
Im Mittelpunkt aber standen die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5G von Lehrer Roland Moser. Die Klasse übernimmt eine Patenschaft für den Wald, den sie selbst gepflanzt hat. Die entsprechende Patenschaftsurkunde überreichte Bürgermeister Gesche. Die Kinder können „ihren“ Wald in den kommenden Jahren regelmäßig besuchen, sein Wachstum beobachten. „Eine Gelegenheit, mit und von der Natur zu lernen“, so Eva Schmidt, die Projektmanagerin Zukunftswald. Zusammen mit Förster Reinhold Weigert wird sie den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, den Wald zu pflegen. Zusammen mit Lehrer Moser haben die Kinder beschlossen, „ihren“ Wald „Scholl-Wald“ zu nennen, um den Bezug zu Grund- und Mittelschule deutlich zu machen. Ein ehrgeiziges Projekt braucht starke Partner: Unterstützt wurde die Forstverwaltung bei der Pflanzaktion durch Vorsitzenden Georg Hottner und Geschäftsführerin Yvonne Wolfrum von der Waldbesitzervereinigung Nabburg-Burglengenfeld sowie durch Uwe Jiranek von der Baumschule Sailer. Sie spendierten den Kindern eine Brotzeit und stellten das Pflanzmaterial kostenlos zur Verfügung.
„Der Klimawandel drängt zum Handeln“: Hintergrundinformationen zum Projekt „Zukunftwald Städtedreieck“ vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Der Klimawandel ist nicht mehr wegzudiskutieren und mittlerweile sowohl wissenschaftlich als auch politisch akzeptiert. Wir wissen, dass sich die Durchschnittstemperatur in Bayern bis zum Jahr 2100 um mindestens zwei Grad Celsius erhöhen wird. Das entspricht in etwa dem Klima, das wir derzeit in Ankara (Türkei) vorfinden. Bedenkt man, dass unser Wetter in weniger als 100 Jahren ähnlich aussehen wird, braucht man nicht extra erwähnen, dass auch auf uns warme, trockene Sommer zukommen werden. Auch Extremwetterereignisse wie Stürme und Starkregen werden vermehrt auftreten.
Dies hat nicht nur Folgen für den „Brotbaum“ Fichte. Experten befürchten, dass es auch bei der Kiefer, die im Landkreis Schwandorf mit etwa 70 Prozent Anteil in den Wäldern vertreten ist, vermehrt zu wärmebedingten Absterbeprozessen kommen wird und Schadinsekten zu bestandsbedrohenden Problemen führen können. Um die Schäden sowohl ökologisch als auch ökonomisch so gering wie möglich zu halten, gilt auch im Waldbau die Devise: Die Mischung macht’s.
Klimatolerante und standortgerechte Baumarten sichern die Zukunft
Wir brauchen eine bunte Vielfalt aus stabilen, wärmetoleranten Laub- und Nadelwäldern. Da Deutschland potenziell ein Buchenland ist, wurden im Wald der Stadt Burglengenfeld bereits Buchen unter die vorhandenen Kiefern gepflanzt (zuletzt im Raffa rund 15.000 Rotbuchen auf drei Hektar). Diese sollen nun mit Esskastanien, Linden und Douglasien angereichert werden. Diese drei Baumarten kommen sowohl mit relativ trockenen Standorten als auch mit eher sauren Böden zurecht, was im Raffa bedingt durch die Sandauflage zu erwarten ist. Durch ihre Pfahl- bzw. Herzwurzelsysteme sind diese Baumarten stabil im Boden verankert und können sich gut mit Wasser und Nährstoffen versorgen, die vor allem in der Lehmschicht unter dem Sand gespeichert werden. Linde und Douglasien sind in der Jugend schattentolerant, weshalb sie sich sehr gut dazu eignen, unter einem leicht aufgelichteten Altbestand heranzuwachsen. Da die Douglasien sehr gerne vom Rehbock verfolgt werden, müssen sie vor ihm geschützt werden. Im Raffa geschieht das mit Bambusstäben, die um die Douglasie arrangiert werden. Sie sollen verhindern, dass mit dem Geweih die Rinde von den jungen Pflanzen geschabt werden kann. Es bietet sich schon allein der verzehrbaren Früchte wegen an, die Esskastanie in Wegenähe zu pflanzen. Auch ihrer höheren Lichtbedürftigkeit wird so genüge getan.
Im Zuge des Projekts „Zukunftswald Städtedreieck“ sind weitere Aktionen, Wanderungen, Vorträge und Ausstellungen geplant. Infos dazu gibt es unter anderem auf der Homepage der Geschäftsstelle Städtedreieck unter www.region-staedtedreieck.de