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Sechs Hochschulen wollen Ostbayern zum digitalen Musterland machen

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REGENSBURG. Wem gehören die Daten, die intelligente Fahrzeuge künftig erheben, um Staus und das Wetter vorherzusagen? Wie gelingt es, das Stromnetz so klug zu machen, dass die Akkus von Elektroautos sich nur dann laden, wenn gerade die Sonne scheint und der Wind bläst? Wie kann der Handwerker von nebenan zum Profiteur der digitalen Welt werden?

 

Auf all diese Fragen will ein neuer ostbayerischer Hochschulverbund Antworten finden - und die Region zwischen Regensburg und Passau zum Musterland für die Digitalisierung im Herzen Europas machen. Sechs Universitäten und Hochschulen haben sich im Netzwerk 'Internet und Digitalisierung Ostbayern' (INDIGO) zusammengeschlossen, um die Brücke in die Welt von morgen zu schlagen.

Vorbei sein soll in Ostbayern die Zeit, in der Professoren nur auf dem eng begrenzten eigenen Fachgebiet nach Lösungen suchen. Der Verbund der Universitäten in Regensburg und Passau sowie den Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Amberg-Weiden, Deggendorf, Landshut und Regensburg soll die Kompetenzen der einzelnen Forschungsfelder addieren - und so neue Synergien möglich machen. Vor kurzem hat Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner den Initiatoren einen Förderbescheid über knapp sechs Millionen Euro übergeben, finanzieller Rückenwind auf dem Weg in die digitale Zukunft.

 

'Die Gründung erfolgte aus der Überzeugung heraus, dass die fortschreitende Digitalisierung ein breites Spektrum an Kompetenzen und allen voran ein intensives Zusammenwirken von Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft bedarf', sagt Agnieszka Bawiec, die Referentin des Passauer Uni-Präsidenten koordiniert das neue Netzwerk. Es sind die ganz großen Herausforderungen, die das Netzwerk angehen will: Big Data, die Industrie 4.0, rechtliche Aspekte kritischer Infrastrukturen, intelligente Energienetze sowie Social Media und Mobile Business.

 

Im Kern soll es um all die Fragen gehen, die unsere Gesellschaft verändern - vom Einsatz moderner Datenbank-Technologien in Unternehmen bis hin zu digitalen Prozessketten in der Medizintechnik und intelligenten Produktionssystemen in der Arbeitswelt von morgen. Auch Themen wie die Rechtssicherheit, Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Verwertung und Analyse massiver komplexer Datenmengen sollen erforscht werden.

 

Was den Verbund einzigartig macht: seine breite Aufstellung. 'In insgesamt neun Kompetenzclustern werden die Fragestellungen interdisziplinär betrachtet: durch die Zusammenarbeit von Juristen, Medizinern, Sozial- und Geisteswissenschaftlern, Mathematikern, Informatikern und Wirtschaftswissenschaftlern wird die Erforschung dieser Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln möglich gemacht', sagt Projektkoordinatorin Bawiec. Mehr als 200 Wissenschaftler seien heute bereits an INDIGO beteiligt.

 

Erste erfolgreiche Beispiele der Kooperation gibt es bereits: Die Professur für Philosophie der Universität Passau und das Institut für Nachhaltigkeit in Technik und Wirtschaft der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden bieten gemeinsam das Seminar 'Informationsethik und Technikphilosophie' an. Bei der Veranstaltung konstruieren und programmieren die Studierenden Roboter und beobachten, wie sich diese in ethischen Dilemmasituationen verhalten. Anhand der Beobachtungen diskutieren die Teilnehmer über die ethischen Herausforderungen, die mit dem vermehrten Einsatz von Robotik und digitaler Technik in der Lebens- und Arbeitswelt einhergehen.

 

In den nächsten Monaten wollen die Partner vor allem daran arbeiten, das Netzwerk noch stärker zu etablieren - unter anderem mit der Schaffung eines eigenen INDIGO-Promotionskollegs und weiteren Veranstaltungen, bei denen sich die Forscher kennenlernen und austauschen können. Langfristig will das Netzwerk eine gemeinsame Koordinationsstelle aufbauen und erreichen, dass der Freistaat das Projekt dauerhaft fördert; auch damit die Region in den kommenden Jahren auf der digitalen Überholspur bleiben kann.

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