NITTENDORF. (obx) - Als Frau ist sie eine Seltenheit in ihrem Fach: Die 26-jährige Marina Kugler aus Nittendorf im Landkreis Regensburg verlegt gerne Estrich und ist seit frühester Kindheit auf Baustellen unterwegs. Als einzige Frau unter über 30 Teilnehmern des aktuellen Jahrgangs bestand sie jetzt bei der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz ihre Prüfung als Maurermeisterin.
Eine starke Frau am Bau? Geht das überhaupt? Oft werde sie mit diesen Klischees konfrontiert. Die junge Frau ist angetreten, das zu beweisen und will auch andere Frauen motivieren, in einen Männerberuf einzusteigen. Frauen, die damit hadern, einen 'Männerjob' zu ergreifen, rät sie: 'Einfach probieren.' Viele befürchten, es sei schwierig, fast nur männliche Kollegen zu haben. Dabei sei das ein richtig harmonisches Arbeiten, erzählt die Oberpfälzerin. 'Wenn man Engagement, Leidenschaft und die nötige Durchsetzungskraft mitbringt, steht einem nichts im Weg.'
Das Bau-Gen bekam Marina Kugler durch den elterlichen Betrieb schon in die Wiege gelegt. Nach einer Ausbildung zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel entschied sie sich, ihrer Leidenschaft zu folgen. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Matthias wird sie die Bau Kugler GmbH übernehmen, ein Oberpfälzer Traditionsunternehmen. Marina und ihr Bruder absolvierten die Meisterklasse gemeinsam: Beide bestanden jetzt nach rund 1.400 Unterrichtsstunden die theoretische und praktische Meisterprüfung der Maurer und Betonbauer im Bildungszentrum der Handwerkskammer in Regensburg. Ganz so leicht wie die Entscheidung zum Meisterkurs sei ihr der Entschluss, Maurerin zu werden seinerzeit nicht gefallen, erinnert sich die 26-Jährige. Gemischte Reaktionen habe sie damals vor vier Jahren geerntet. Während die Familie sie bekräftigt habe, seien viele Freunde überrascht gewesen. 'Willst du dir das wirklich antun?', hörte sie mehr als einmal. Bereut habe sie ihre Entscheidung nie. Neben der eigentlichen Arbeit gefalle ihr vor allem, dass man am Abend sieht, was man geleistet hat.
Obwohl der Frauenanteil im deutschen Maurergewerbe bei unter einem Prozent liegt, fühlt sich die junge Oberpfälzerin auf Baustellen ganz und gar nicht als Exotin. 'Meistens freuten sich die Männer, wenn sie mir helfen oder was beibringen konnten und merkten, bei mir ist echtes Interesse da', sagt sie. Derbe Sprüche von Kollegen habe es nie gegeben. 'Wahrscheinlich hatte ich da einfach Glück', meint sie.
Nur im Geschäft gebe es bis heute manchmal Kunden, die nicht mit ihr sprechen wollen, stattdessen nach dem Chef fragen. 'Das nervt schon. Aber wenn sie dann merken, dass ich kompetent bin, lassen sie sich meistens überzeugen', erzählt Kugler. Angst, dass sie körperlich nicht mithalten könne, habe sie nicht. Natürlich sei es schwere Arbeit, die 'einiges an Muckis' erfordere, aber mittlerweile gebe es viele Geräte, die das Leben auf der Baustelle erleichtern. 'Bei uns im Betrieb investieren wir viel in solche Maschinen. Maurer ist längst nicht mehr so ein Knochenjob wie vor 20, 30 Jahren', so die Jungmeisterin.