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Die Glocke ist geglückt

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WALDECK. Deutlich mehr als 1000 Besucher fanden sich am vergangenen Freitagabend, 24.07., auf dem Festgelände in Waldeck ein, um beim Jahrhundertereignis Glockenschauguss live dabei zu sein. Auf dem gesamten Festgelände verfolgten die interessierten Zuschauer bereits seit den Vormittagsstunden das Treiben rund um den „Glocken-Acker“.

 

„Eingraben“ mit 400 Kindern

Am Freitagvormittag hoben die Glockengießer und die Verantwortlichen des Heimat- und Kulturvereins Waldeck e. V. gemeinsam das Erdloch aus, in welches die mitgebrachte Glockenform für den Guss am Abend versenkt wurde. Neugierig verfolgten rund 400 Kinder die Aktion - die Grundschulen und Kindergärten aus Waldeck und Immenreuth sowie die sechsten Klassen der Realschule Kemnath waren hierbei vor Ort. Interessiert lauschten sie den Erklärungen des Glockengießers Bruder Michael und stellten viele Fragen. Anschließend nutzten sie die Möglichkeit, die Geschichte der Glockengießer-Abtei Maria Laach, die Arbeit des Heimat- und Kulturvereins Waldeck sowie die Burghistorie kennenzulernen.

 

Politprominenz, Denkmalpflege und Spitzensportler vor Ort

Ab 19 Uhr fanden sich immer mehr Interessierte auf dem „Glocken-Acker“ ein, die Event-Tribüne mit rund 1000 Sitzplätzen sowie das angrenzende Festzelt füllten sich im Handumdrehen. Neben den zahlreichen Zuschauern hatten sich auch viele Reporter und Rundfunkanstalten eingefunden, um das Jahrhundertereignis in Bild und Ton sowie Schrift festzuhalten. Außerdem durften die Waldecker neben ihrem Bürgermeister Werner Nickl auch Landrat Wolfgang Lippert, MdL Tobias Reiß, MdB Albert Rupprecht sowie Raimund Karl vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege herzlich begrüßen. Nicht entgehen lassen konnte sich den Abend Gerd Schönfelder, Ski-Ass und mehrfacher Paralympics-Goldmedaillen-Gewinner – im Nachbarort Kulmain zuhause, trägt er eine ganz besondere Bindung zum Schlossberg, weshalb er sich auch als offizieller Burgbergbotschafter vielseitig engagiert. Hubert Treml besingt die Glocke

Thomas Bärthlein vom regionalen Fernsehsender OTV führte auf unterhaltsame Weise durch den Abend und hin zum ersehnten Moment, dem spektakulären Guss der Glocke für die revitalisierte Burgkapelle St. Ägid. Souverän versorgte er das Publikum mit der richtigen Mischung aus Information, Witz und Entertainment. Da ihm Grußworte zu langweilig erschienen, führte er in Interviewform durch den Abend. Bruder Michael gab hierbei bereits einen Ausblick auf die Klangfarbe der Glocke und wies mit „Galgen“-Humor auf die Risiken eines Glockengusses hin: „Drei Tode sterbe ich beim Guss einer Glocke – beim Gießen, beim Ausgraben und Entpacken der abgekühlten Form sowie beim ersten Anschlagen.“ Zwischen den einzelnen Fragerunden sorgte Hubert Treml mit einer eigens für diesen Abend zusammengestellten Band für musikalische Abwechslung und gute Stimmung. Als Highlight hatte Liedermacher Treml den Glocken-Song „Wenn d’Glockn leit“ konzipiert und einstudiert. Die letzten, spannenden Minuten hin zum Schauguss, als die Gießer auf die noch fehlenden, notwendigen Temperaturgrade des heißen Metalls - der Glockenspeise - warteten, überbrückte der Oberpfälzer spontan mit einem Improvisationsgesang, „damit Glock’n a schäi wird“.

 

Waldecker Schlossberg „von nationaler Bedeutung“

Bereits vorher entlockte Moderator Bärthlein sowohl MdB Albert Rupprecht als auch MdL Tobias Reiß schwärmende Worte zur Burgruine Waldeck. Sehr zur Freude des Heimat- und Kulturvereins Waldeck sowie aller Waldecker zeigten sich beide Politiker überzeugt: „Der Waldecker Schlossberg ist von nationaler Bedeutung und muss daher gefördert werden“.

 

Glühen, Brennen, Zischen - Spannung beim Glockenguss

Nach einer ökumenischen Andacht, in welcher der Segen für die entstehende Glocke erbeten wurde, war es um 21.40 Uhr nun endlich so weit: Die Glockenspeise hatte die notwendige Temperatur von über 1150 Grad Celsius erreicht, die Gießer gaben grünes Licht und begannen bei bereits eingetretener Dunkelheit mit dem Schauguss. Zu zweit schöpften sie die heiße Glockenbronze, eine Legierung aus Kupfer und Zinn, aus dem Schmelzofen und bugsierten diese über eine rund zwei Zentimeter kleine Öffnung in die Glockenform im Erboden. Das aus der Form entweichende Gas entzündete sich und bildete spektakuläre Feuerfontänen. Es glüht, brennt und zischt auf dem Waldecker „Glocken-Acker“. Nach rund 100 Sekunden war es vollbracht, der Glockenkanal war gefüllt. Bis hierhin war alles gut gegangen.

 

Spannung, die Zweite: Ausgraben und Anschlagen der Glocke

Bereits am nächsten Tag, in den Vormittagsstunden des Samstags, herrschte wieder reges Treiben und auf dem Festgelände. Der Heimat- und Kulturverein Waldeck hatte zum Weißwurstfrühstück geladen. Alle Anwesenden verfolgten nun gespannt das Ausgraben der Glockenform und das Freilegen der Glocke. Ob der Guss wirklich erfolgreich war, stellte sich beim ersten Anschlagen heraus. Um Punkt 12 Uhr war es endlich soweit. Hell, silbrig und in der zweiten Oktave der Klangfarbe Es erklang die Glocke nach dem ersten Schlag mit dem Handklöppel. Erleichterung und Freude bei den Zuschauern, Veranstaltern und den Glockengießern aus Maria Laach: „Es hat geklappt!“

 

Glockenweihe am 30. August mit Weihbischof Pappenberger

Bis die neu gegossene Glocke ihre Weihe erfährt und ihren angedachten Platz an der revitalisierten St. Ägidius-Kapelle einnehmen darf, dauert es aber noch über einen Monat. Zur Feinabstimmung wurde die Glocke nochmals nach Maria Laach transportiert. Am 30. August wird Weihbischof Reinhard Pappenberger die festliche Glockenweihe vornehmen, ehe sie am 31. August durch eine Fachfirma ihren festen Platz im Glockenturm der Burgkapelle finden wird.

 

Den Schauguss mitsamt dem ersten Anschlagen der Glocke nacherleben – möglich macht das der Mitschnitt des Bayerischen Rundfunks in der BR-Mediathek: „Oberpfalz – Die Glocke klingt wieder“, online abrufbar unter:

www.br.de/mediathek/video/sendungen/abendschau-der-sueden/glocken-waldeck-burg-100.html

 

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