MAINBURG/REGENSBURG. Vielen IHK-Vollversammlungsmitgliedern war es bis zur Frühjahrssitzung 2015 nicht bewusst: Sie vertreten die Unternehmerinnen und Unternehmer eines der flächenmäßig größten IHK-Bezirke in der Republik. Für die meisten war die Nord-Süd-Ausdehnung zwischen Windischeschenbach und Mainburg nicht das einzige Aha-Erlebnis des Nachmittags.
Geschäftsführer Christian Amann hatte in die Produktionshallen des Marktführers in Heiz-, Lüftungs-,Solar- und Klimatechnik geladen und auch hier das ein oder andere Vollversammlungsmitglied in Staunen versetzt: Die Allianz-Arena hat sie, der Kreml in Moskau, der Deutsche Bundestag und das Parkhotel in Schönbrunn: Klimatechnik von Wolf ist begehrt und innovativ. Neueste Entwicklung der Wolf-Ingenieure ist die Öl-Brennwerttechnik. Bisher funktionierte Brennwert nur mit Erdgas. 1.140 Mitarbeiter zählt der Wolf-Standort Mainburg. 350 weitere Mitarbeiter kümmern sich weltweit um Montage, Service und Vertrieb, abgesehen von den vielen Vertriebs- und Servicepartnern in 50 Ländern rund um den Globus. Selbstverständlich profitiert Wolf von der Energieeinsparungsverordnung und trägt deutschlandweit enorm zu effizienter Heiz- und Klimatechnik bei, aber auch international setzt das Unternehmen aus dem südlichen IHK-Bezirk Standards. Mainburg, nach wie vor eines der großen Hopfenanbaugebiete der Welt, so berichtete der Vorsitzende des IHK-Gremiums Kelheim, Michael Gammel, sei Beispiel für gelungenen Strukturwandel von der Landwirtschaft hin zur Industrie und dem Tourismus als zweites wichtiges Standbein.
Der Landkreis Kelheim wird in Zukunft noch stärker in den Fokus der IHK-Arbeit rücken, stellte IHK-Präsident Gerhard Witzany in Aussicht. Regine Hutterer wird die geplante IHK-Geschäftsstelle in Abensberg leiten. In seinem Grußwort vor den Unternehmerinnen und Unternehmern der Vollversammlung bedankte sich Landrat Dr. Hubert Faltermeier für diesen Schritt.
Was bisher den IHK-Gremien vorbehalten war, bewährte sich erstmals auch in der Vollversammlung. Die konjunkturelle Aussprache auf Anregung des Präsidenten bestätigte Trends und legte Prioritäten offen. Witzany selbst, mit seiner Firma Nabaltec in Schwandorf vor allem im Exportgeschäft aktiv, bestätigte: „Der niedrige Euro hilft uns.“ Bertold Zacharias, Inhaber von Fotohaus Zacharias in Regensburg, berichtete vom Wandel weg vom stationären Handel, hin zum Onlinehandel und der sinkenden Frequenz in den Innenstädten. Auf der anderen Seite „ist der Kunde bereit für besondere Geräte Geld auf den Tisch zu legen“. Christine Vogel von Veranstaltungsservice „Stadtmaus“ in Regensburg freut sich über das wachsende Interesse an ihrem Angebot. „Die Firmenbuchungen kommen von immer weiter her.“ Franz Büechl von der Unicredit Bank AG in Regensburg, macht sich Sorgen über die zunehmende Bereitschaft zu risikofreudigen Geldanlagen. „Geld ist im Überfluss da und die Zinsen sind niedrig“, berichtet er aus der Zwickmühle des Bankgeschehens. Alexander Götz, Geschäftsführer des gleichnamigen Reinigungsunternehmens, kämpft gegen Billiganbieter. „Der Preiswettbewerb wird schwieriger“, sagt er und die Dokumentationspflicht beim Mindestlohn mache es den Unternehmen nicht gerade einfach. Das bestätigt Ulrich N. Brandl vom Baby- und Kinder-Bio-Resort Ulrichshof in Rimbach und Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Das Hotel- und Gaststättengewerbe sei von den Mindestlohn-Kontrollen besonders stark betroffen.
IHK Rechtsreferent Winfried Riedl informierte über einen neuen Service der IHK. Die Wirtschafts-Mediation als konstruktive und kostengünstige Alternative zu gerichtlichen Auseinandersetzungen. Die IHK informiert über das Verfahren. Sie steht mit einer Reihe von Wirtschaftsmediatoren in Kontakt und empfiehlt diese an ihre Mitglieder weiter. Die Bundesregierung hatte 2012 mit dem Mediationsgesetz den rechtlichen Rahmen geschaffen. Mediatorenverbände wie die Deutsche Gesellschaft für Mediation setzen Qualitätsstandards und entwickeln das Verfahren weiter.