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Kellnerin Anni - Premiere des LTO in der Regionalbibliothek Weiden

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WEIDEN. (gg) 'Eine deutsche Frau raucht nicht!' meint zumindest der Wirt. Deshalb verschwindet Kellnerin Anni (Claudia Lohmann) immer wieder in der Rumpelkammer, um ein paar tiefe Züge zu nehmen und dabei laut vor sich hin zu denken. Etwa darüber, dass einer der Gäste 31 Weißbier an einem Abend schafft. Und dann noch mit dem Auto heim fährt. Helmut, der Rechtsanwalt. Auch heute hat er schon 17 Weißbier intus.

 

Dabei fällt ihr der Handelsvertreter ein, mit dem sie ein längeres Verhältnis hatte. Verheiratet. Sagte zwar, es läuft nichts mehr daheim, aber: 'glaub Du den Männern!' setzte Anni wissend und ironisch nach. Etwas ungewöhnlich war die Inszenierung in diesem ersten Teil.

 

Anni ist geschieden, ihr 'Ex-Giselher' zahlt keine Alimente. So verdient sie sich ihren Lebensunterhalt als Bedienung im Wirtshaus 'Sängerheim'. Fast jede Zigarettenpause erinnert sich Anni an diverse Liebschaften, die sie seit der Scheidung hatte, oder sie denkt über die gescheiterte Ehe nach. Den Griechischen Salat hat sie beim Urban abgeschaut. Lustvoll schält sie die Gurke und sinniert weiter. Der war zwar klein, aber offensichtlich ein ziemlich guter Liebhaber. Leider auch ein großer Lügner. Dafür gab es sechs Wochen lang ununterbrochen… Dings.

 

Sämtliche Monologe fanden hinter einer weißen Stoffwand statt, was nicht unbedingt jedem gefiel. Dafür bekam der Tonmeister, der die Szenen im Halbdunkel flink umbaute, umso größeren Applaus. Ein paar Tage später: Anni kommt heim - und regt sich furchtbar auf. Über sich selber, dass sie so blöd war. Da hat ihr ein Bildhauer 20 Euro versprochen fürs Nacktmodell-Sitzen. Sie hat sich wunder was gedacht, sich ausstaffiert - und dann wollte er tatsächlich nur, dass sie Modell sitzt. 'So eine Pleite!' zetert Anni. Dabei wollte sie doch nur mal wieder 'richtig gedingst werden'. Das, was eine Dame nicht sagen darf.

 

Wieder einige Zeit später: Anni ist arbeitslos und hat sich einer Bus-Pilgerreise nach Rom angeschlossen. Allerdings mehr aus touristischen Motiven denn aus religiösen. Denn aus der Kirche ist sie längst ausgetreten. Die Kirchensteuer war zu teuer. Das Ticket hat ihr die kranke Nachbarin geschenkt, dafür soll sie eine Kerze im Petersdom anzünden. Bus- und Pinkelpause auf einem Rastplatz der Inntalautobahn. Anni erinnert sich an frühere Urlaubsreisen. Ex-Mann Giselher hatte ein altes Segelboot. Der Segeltörn nach Dalmatien wird eine Aneinanderreihung von Katastrophen.

 

Die Zuschauer in der Regionalbibliothek Weiden amüsieren sich köstlich über die lebendigen Monologe von Claudia Lohmann alias Anni, die nicht mit Gestik und Mimik spart. Ihre Stimmungen wechseln urschnell von Freude und Euphorie in Niedergeschlagenheit, Tristesse und Selbstmitleid. Die Sonne in Italien genießend gönnt sie sich einen Cocktail, während die anderen Businsassen irgendwo in Italien eine Kirche besichtigen. Auf der Rückfahrt hat der Bus einen Unfall. Anni kommt für drei Wochen ins Krankenhaus. Dabei verliebt sich ein sechzig Jahre alter, steinreicher Konsul in die Achtunddreißigjährige.

 

Jahre später, Anni kommt in Pelzmantel und mit Stock auf die Bühne. Nun hat sie es doch tatsächlich geschafft, durch die Heirat mit dem reichen Herrn Konsul ein Luxusleben führen zu können. Allerdings ging kurz nach dessen Beerdigung der Erbschaftsstreit los. Deshalb ist sie aus der Villa in Nymphenburg ausgezogen und lebt seither nur noch in Hotels.

 

In der Halle des Hotels „Bauer Grünwald“ in Venedig muss sie mehrmals rufen, bis ein Kellner zu ihr kommt und ihre Bestellung eines Glases Champagner entgegennimmt. Unzufrieden mit der Bedienung, zieht Anni in Erwägung, am nächsten Tag vom Hotel „Bauer Grünwald“ ins „Gritti Palace“ umzuziehen. Aber sie fühlt sie jetzt immer so müde.

 

Tobender Applaus belohnt schließlich die sehr souveräne Schauspielerin sowie Regisseur Till Rickelt und das Team hinter der Bühne.

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