Aktuelles aus der Region Weiden

Premiere bei den Burgfestspielen des LTO mit dem Stück 'Geierwally'

|   Region

WEIDEN. (gg) Der Sommer kann kommen. Am vergangenen Wochenende läutete das Landestheater Oberpfalz die Festspielsaison auf der Burgruine Leuchtenberg ein. Bei großartigem Sommerwetter pilgerten die LTO-Fans zur ausverkauften Premiere des Volksstücks über die unerschrockene 'Geierwally', die es geschafft hatte, dem Geier ein Junges aus dem Nest zu stehlen.

 

Es ist auch eine Geschichte über Anpassung oder Auflehnung, über Wertschätzung und die Auswirkungen einer brutal-lieblosen Erziehung. Emanzipatorisch, tragisch, mitreißend. Ein Novum: Der Männergesangverein 'Liederkranz' Leuchtenberg leitet das Stück ein.

 

Wally (Doris Hofmann) widersetzt sich ihrem Vater, den reichen Bauern Vinzenz zu heiraten, den sie nicht leiden kann. Stattdessen hat es ihr der 'Bären-Josef' angetan, der ähnlich mutig und unerschrocken wie sie aufgetreten war, als er einen Kampf gegen einen wilden Bären gewann (sehr überzeugend: Bernhard Neumann). Der gewalttätige, strenge Vater fordert Gehorsam und Unterwerfung. Doch da ist er bei seiner Tochter an der falschen Adresse. Sie gehorcht ihrem Gewissen und lässt sich vom Vater als Strafe lieber auf die einsame, eiskalte Hochalm verbannen. Damit will er ihren Willen brechen und sie zur Einsicht bringen. Doch Wally bleibt dabei: der Vinzenz hat bei ihr keine Chance, sie will den Josef. Anderenfalls bleibt sie in der Verbannung. Was dann beinahe ihr Tod gewesen wäre. Mit viel Drama und Verbissenheit kämpft Wally gegen Kälte, Hunger, Gefahren. Ein Pfarrer, der sie in ihrem Elend findet, bringt es auf den Punkt: 'Grobe Fäuste haben einen rohen Stock aus dir gezimmert'. Aus dem Mädchen, das vom Vater als Junge erzogen wurde, und doch immer nur die echte Liebe gesucht hat. Till Rickelt, der künstlerische Leiter des LTO, übernimmt hier zum ersten Mal die Regie für das Volksstück. Das Karge, Steinige, Harte des Stücks lässt ihn Vergleiche mit der Oberpfalz ziehen. Er sei froh, 'mit einem Oberpfälzer Ensemble zusammenarbeiten zu können', weil damit auch die kleinen Nuancen und Schattierungen des Lebens in der Oberpfalz angesprochen würden. Eine hervorragende Leistung zeigt Doris Hofmann als Wally, die das verzweifelte, hart gewordene, doch immer ihrem Gewissen treu folgende Menschenkind darstellt. Besonders dicht wird die Handlung zum Ende, was so manchen Zuschauern auch Gänsehaut und Tränen verursacht.

 

Der grobe, hartherzige Vater ist gestorben, ohne Wally zu informieren. Nun ist sie die Bäuerin auf dem Stromminger-Hof. Hart geworden, abweisend und arrogant gibt sie sich bei ihren Nachbarn. Doch in ihr schlägt noch immer das heiße Herz der zupackenden, liebenden Frau. Nach weiteren Dramen und Verwirrungen erkennt der Bärenjosef am Ende, dass Wally das ganze Leid und Elend nur seinetwegen auf sich genommen hat - und heiratet sie. Sehr abrupt ist das Ende: 'Sie starben bald' meldet die Erzählstimme. Kein 'Sie lebten glücklich bis an ihr Ende', wie es in Märchen heißen würde. Begeisterter Applaus belohnte die Darsteller für ihre hervorragende Leistung.

Zurück