OBERPFALZ. (obx) - Ein Schulterschluss für die Zukunft: Zehn ostbayerische Landkreise ziehen an einem Strang, um den Tourismus in ihrer Heimat nachhaltiger, umweltbewusster und zukunftsfähiger zu gestalten. Unter dem Titel "Natürlich Ostbayern - Nachhaltigkeit im Tourismus im Fokus" ist am 1. Oktober 2025 ein einzigartiges Leader-Kooperationsprojekt gestartet - mit einem Gesamtvolumen von 409.000 Euro und dem klaren Ziel, Ostbayern als Vorreiterregion für nachhaltigen Tourismus in Bayern zu positionieren.
"Wenn eine Urlaubsregion geschlossen an der Qualität nachhaltiger Lösungen arbeitet, entsteht ein kollektiver Fortschritt, von dem Umwelt, Wirtschaft und Gemeinschaft gleichermaßen profitieren", sagt Dr. Michael Braun, Vorstand des Tourismusverbandes Ostbayern. "Ostbayern zeigt, dass nachhaltiger Tourismus kein Gegensatz zu wirtschaftlichem Erfolg ist - sondern dessen Voraussetzung", sagt Braun.
Das Projekt, das bis 2028 läuft, ist das größte seiner Art in Bayern: Zehn Landkreise - von Tirschenreuth über Cham und Deggendorf bis nach Rottal-Inn und Kelheim - bringen gemeinsam ihre Mittel, Ideen und Partner ein. 253.000 Euro stammen aus dem LEADER-Budget der beteiligten Lokalen Aktionsgruppen, weitere 126.700 Euro finanzieren die Landkreise selbst.
Das zentrale Element der Initiative ist die Ausbildung von Nachhaltigkeitscoaches. Sie sollen künftig als Botschafter und Berater in den Regionen unterwegs sein, um Hotels, Gastronomen und Freizeitbetriebe fit für die Zukunft zu machen. Im Fokus stehen Themen wie Ressourcenschonung, regionale Wertschöpfung, Energieeffizienz oder Klimaanpassung. "Diese Coaches sprechen die Sprache der Betriebe und helfen ganz praktisch, nachhaltige Strategien umzusetzen", erklärt Projektverantwortliche Veronika Perschl vom Tourismusverband Ostbayern. Ergänzend dazu entsteht ein Handlungsleitfaden, der touristischen Akteuren Orientierung gibt - von der Zertifizierung mit Nachhaltigkeitslabels bis hin zu konkreten Maßnahmen im Betriebsalltag.
Neben der Coach-Ausbildung entwickelt das Projektteam praxisnahe "Werkzeugkoffer" für touristische Partner. Ein Online-Check soll Betrieben helfen, ihre Nachhaltigkeitsleistung einzuschätzen und gezielt zu verbessern. Auch bestehende Initiativen - etwa aus Ökomodellregionen, Nationalpark und Naturparken oder Umweltbildungseinrichtungen - werden besser vernetzt.
"Wir wollen kein weiteres Einzelprojekt, sondern ein Netzwerk, das Wissen teilt und Akteure miteinander verbindet", betont Perschl. Dafür sorgen Exkursionen unter dem Motto "Von den Besten lernen", bei denen erfolgreiche Beispiele aus Bayern und darüber hinaus besucht werden. Ein geplanter Nachhaltigkeitskongress soll die Region schließlich als Denk- und Lernplattform für nachhaltigen Tourismus etablieren.
Das Projekt soll zum Modell dafür werden, wie regionale Kooperation Zukunft gestaltet. "Es umspannt Niederbayern und die Oberpfalz und ist damit in seiner Dimension herausragend", sagt Leader-Koordinator Hans-Michael Pilz. Auch die bayerische Staatsministerin Michaela Kaniber würdigt die Initiative: "Dieses Projekt zeigt, wie Leader den Menschen vor Ort hilft, ihre Region mit eigenen Ideen zu gestalten. Es stärkt die Akzeptanz des Tourismus und erhöht zugleich die Lebensqualität der Einheimischen."
Dass ein so ambitioniertes Gemeinschaftsprojekt gerade jetzt zustande kommt, sei keine Selbstverständlichkeit, betont Perschl: "Wir haben ein Jahr intensiv vorbereitet - und umso mehr freut es mich, dass so viele Partner an einem Strang ziehen."